Drei Pässe

Der vierte Tag begann mit Nebel. Als ich im Restaurant zum Frühstück sass, war draussen alles in ein einheitliches helles grau getaucht. Das konnte ja heiter werden.. GPS wandern war wohl angesagt. Immerhin war die geplante Strecke eher einfach. Doch Petrus besann sich doch noch seiner Stärken und so wurde dass Wetter beim Losmarschieren minütlich besser.

Etwas vor mir lief ein Deutscher los mit Ziel Lämmerenhütte, was bedeutete, dass wir zuerst einmal denselben Weg hatten. Und so wussten ich auch immer wo denn der Weg hoch oberhalb von mir durchging.

Auf dem Programm standen zuerst einmal knapp 700 Höhenmeter bis zum Chindbettipass. Was weniger war als die Tage zuvor aber nicht minder anstrengend. Vor allem der letzte, steile Teil zum Pass hoch hat es mit etwas sandigem Boden in sich. Die Stöcke leisteten wertvolle Dienste!

Auf dem Pass oben war die Sicht grandios, allerdings wehte ein eisig-kühler Wind, der bald mehr Kleidung nötig machte. Schön war es auch, auf einer Hochebene unterhalb des Passes 3 Steinböcke und 2 Gemsen beim friedlichen Äsen beobachten zu können. Endlich hatte sich auch das Mittragen des ca. 500g schweren Feldstechers gelohnt. Ohne hätte ich mit meiner Kurzsichtigkeit nur knapp ein paar unbekannte braune Punkte entdecken können.

Dick eingepackt in die Regen- resp. nun Windjacke ging es weiter sanft hinunter in die Hochebene. Bereits auf dem Pass waren mir zwei Personen begegnet, einer der eines der nahegelegenen Hörner bestieg und eine Bernerin die wetterbedingt ohne Zelt unterwegs zur Lämmerenhütte war. Danach traf ich deutlich weniger Leute als noch auf der grünen Via Alpina Route. Diese rote Route scheint weniger populär. Erst ab oberhalb von Leukerbad traf ich wieder einige Personen, aber dahin war es ja noch ein Stück.

Der zweite, kleine Pass auf den Tagesmenu war der rote Chuume. Dort rasteten noch 2 Frauen. Dann ging es stetig runter bis zum Daubensee oberhalb von Leukerbad. Interessant an dem See ist, dass er keinen sichtbaren Abfluss hat, das Wasser versickert kontinuierlich im Boden. Einem erfrischenden Bad konnte ich aber knapp widerstehen, auch wenn das Wasser sicher angenehm warm gewesen wäre.. haha.

Imposant war die Sicht auf die schroffen Flanken und die beiden Gipfel des Rinderhornes und etwas weiter hinten das Balmhorn. Die Sicht auf die weiter östlich gelegenen 3x Tausender blieb wegen Wolken leider versperrt.

Der Muskelkater in den Oberschenkeln vom ersten Tag hatte sich weitestgehend gelegt und so beschloss ich, die 900 Höhenmeter bis Leukerbad runter zu Fuss in Angriff zu nehmen. Und die Realität entsprach tatsächlich der Beschreibung: Der spektakulär Weg führte in Teilen praktisch der senkrechten Felswand entlang.

Wenn man schliesslich von unten hochschaut, kann man es sich gar nicht vorstellen, dass hier überhaupt ein Weg möglich ist. Und er ist populär, ich habe mindestens ein Dutzend Leute überholt, mich haben 3 Downhill Jogger überholt und zwischen 50 und 80 Personen inklusive kleinen Kindern waren am Aufstieg. Faszinierend. Etwas später traf ich ein Paar in meinem Alter, das denn Weg nach oben  die letzten Tage 3x gemacht hat.. rauf ist das einzige was sie mit Knieproblemen machen kann. Ich drückte allen unterwegs die Daumen dass das angekündigte grosse Gewitter die Leute nicht auf den Weg nach oben treffen würde! Am Ende kam das Gewitter allerdings erst in der Nacht, mit Ausnahme einiger Tropfen blieb der Abend schön und trocken. Bierselig. Und mit spannendem Ausblick auf den Klettersteig, von wo sie mit dem Helikopter zwei Leute hintereinander evakuierten. Sah mit Feldstecher recht spektakulär aus.

Distanz (Luftlinie) nach Palermo / Sizilien: immer noch 1155 km.

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