
Während Marco aus dem Wyndham Casablanca Hotel auscheckte machte der Rest der Familie bereits Bekanntschaft mit dem freundlichen Rudi, unserem Fahrer für die nächsten Wochen. Der war pünktlich mit einem recht gemütlichen und grossen Mitsubishi Van vorgefahren.
Auf der Fahrt aus der Stadt lernte man sich etwas kennen.. und die Fahrt hatte es in sich. Es dauerte nur schon Stunden, bis wir das Stadtgebiet von Jakarta auf dem Weg nach Semarang hinter uns gelassen hatten. Grösstenteils war das dem Verkehr geschuldet, aber auch Rudi hatte wohl einen Beitrag daran. Als er erwähnte, dass er die Auffahrt auf die Schnellstrasse suchte, bot Marco sein Google Maps an, was dankbar angenommen wurde. Seines würde nicht funktionieren.. hmm. Wie soll man sich da zurechtfinden?
Egal.. der Weg nach Semarang war lang.. gemäss Google etwas über 6h. Nach der Abfahrt um etwas nach 8h waren wir um 14 aber noch weit vom Ziel weg. Rudi fuhr sehr vorsichtig und meist etwas unter dem Limit. Das war möglicherweise auch seiner Müdigkeit geschuldet.. er konnte erst spät alles mit dem Auto regeln und ist dann um 2h von seinem Wohnort Bandung abgefahren und rechtzeitig bei uns in Jakarta zu sein. Kein Wunder war er müde… und wohl auch dankbar, wenn auch wir mal einen Stop verlangten.
Semarang als kleines Tageszwischenziel erreichten wir ganz kurz vor dem Sonnenuntergang. Ziel war ein Kurzbesuch eines Vorortes: Kampung Pelangi, dem Regenbogen Dorf. Konkret handelt es sich um einen kleinen Bezirk von Semarang wo die Einwohner einst beschlossen, alles farbig anzumalen und speziell zu machen. Das Dorf ist heute v.a. auch auf Instagram bekannt. Als wir im letzten Tageslicht ankamen, waren wir nebst den freundlich lächelnden Einwohnern allerdings die einzigen. Und wir besuchten es auch nur kurz, kraxelten einmal bis zum prominenten Schild ganz oben, vorbei an zahlreichen offenen Türen und Bewohnern und kamen dann im Dunkel wieder unten an.
Dann ging es auf den letzten Teil der langen Tagesreise, etwas weiter Richtung Yogikarta nach Umarang, wo wir im Hotel Melva Baleong gebucht hatten. Das Hotel bestand aus zahlreichen Hütten inmitten eines tropischen Gartens und war wohl im Balistil gestaltet, wobei euch holländische Elemente nicht fehlen durften. Leider war der Pool ab 18h geschlossen, so dass wir den Abend mit einem für einheimische Verhältnisse sehr feinen, sehr umfassenden aber auch richtig teuren Abendessen beschlossen. Fast eine Million Rupien hatte das gekostet. Nur der Service war dann allerdings unter den Erwartungen.. es dauerte ewig bis abgeräumt wurde und wir noch ein Familien-Kartenspiel machen konnten. Was dem Seich-Level am Tisch eher zu Gute kam…
Am nächsten Morgen ging es bereits um 8h wieder weiter. Zuvor traffen wir uns aber um 7.40h für einen morgendlichen Pool-Schwumm… bevor es ans Frühstück ging.
Dann stand Rudi, der irgendwo auf dem Gelände (ohne Kopfkissten) untergekommen war, auch schon wieder bereit und wir fuhren los. Ziel war der Grossraum von Yogykarta, konkret ein Besuch des Dorfes Candirejo und dann der Unesco Heritage Site Borobodur.
Unterwegs kamen wir an zahlreichen Reis- und Kaffeeplantagen vorbei, was uns bewog kurzfristig einen Besuch in der Banaran Kaffeefabrik und -plantage zu machen. Marco hatte – Google und Tripadvisor sei dank – herausgefunden, dass wir kurz vorher an ebendiese vorbeigefahren waren und dort zumindest vor Covid Touren angeboten. Und eine Nachfrage vor Ort ergab, dass das immer noch möglich sei und der Zeitpunkt perfekt sei, da aktuell Erntezeit sei und damit bis ca Dezember die Fabrik auf Hochtouren lief.
Rudi musste allerdings als Übersetzer mitkommen, denn der Vorsteher sprach nur Indonesisch. Er selbst hatte auch noch nie eine solche Tour gemacht. So wurden wir ca 1h durch alle Schritte nach dem Pflücken der Robusta Bohnen durchgeführt und konnten den Leuten bei der Arbeit zusehen. Jährlich werden dort 350 Tonnen der höchsten und für den Export ua nach Italien bestimmten Kaffeebohnen vorbereitet und geröstet. Dabei wechseln sich manuelle und Maschinengestützten Prozesse ab. Das erste Sortieren von «guten» roten Bohnen (sinken im Wasser ab) und niedriger Qualität (für einheimischen Kaffee) geschah manuell. Danach wurden die Schalen der Bohnen in 2-3 Schritten entfern und diese gereinigt bevor sie in eine Halle mit vielen Frauen kamen, die von Hand die Trennung der finalen 1. Qualität und 2. Qualität vornahmen. Und uns dabei zulächelten. Die Frauen stammen dabei aus den umliegenden Dörfern und sind im Stundenlohn angestellt.. Lohn unbekannt. Insgesamt ein spannender Besuch, den wir mit Kaffee von der eigenen Plantage abschlossen.
Die Fahrt zog sich danach noch in die Länge, Google Zeitangaben wiederholen sich.. 1h… 15 Minuten später: 1.01h… und nicht mehr Staus als immer. Tja. Der Verkehr ist sehr intensiv. Mit Zwischenstops an verschiedenen Bankomaten um wieder an Bargeld zu kommen und in einer Apotheke, um etwas für Anouks Bauchschmerzen zu kriegen, kamen wir dann endlich in Candirejo an. Wobei zum letzten Bankomat Besuch noch zu sagen ist, dass Marco in einem Durchgang doch für 27 CHF abheben konnte.. und dabei von einer Heerschar Leuten wie dem Sicherheitswächter, der Kleinbankverantwortlichen und dem Mann mit den Säcken Neugeld unterstützt wurde, nachdem die ersten Versuche vergebens waren. Es lag daran, dass er mehr als 27 CHF versucht hatte abzuheben. Tja.
In Candirejo bestiegen wir 2 Pferde-Karren und liessen uns vom Guide durch den Ort führen. Der Ort selber ist weitläufiig und hat etwas 4’500 Einwohner. Insgesamt sind 5 oder 6 lokale Guides gemeinsam dafür zuständig, einiges zu zeigen, das im Dorf passiert. So haben wir die lokale Tempe (aus Sojabohnen, ähnlich Tofu) Produktion besucht, die im Stall eines 70-jährigen stattfand, gingen dann weiter zu einem Haus wo mit recyceltem Plastik Taschen, Körbe und ähnliches geflochten wird und erhielten eine Einführung in die traditionelle Gamelan Musik. Gamelan ist ein Musikstil der auf verschiedenen perkussions- und xylophon ähnlichen Instrumenten basiert und mit Gongs ergänzt wird. Das ergibt einen ganz charakteristischen Sound, wobei der grösste Gong den grössten Wow-Effekt hinterlassen hat. Jeder von uns wurde an ein Instrument gesetzt und gemeinsam mit einigen doch etwas fachkundigeren Bewohnern spielten wir einige Stücke. Und anfänglichichen Misstönen mussten wir eingestehen.. klang gar nicht so schlecht. Zum Abschluss gab es dann noch Jasmin Tee und verschiedene leckere und süsse Snacks. A propos süss.. Indonesier scheinen es definitiv süss zu mögen. Wenn bei uns oftmals salzige Elemente in der Ernährung dominieren, dann ist hier ganz vieles einfach süss. Nicht nur die Nachspeisen.
Für Borobodur wäre dann gerade noch Zeit gewesen, aber vor allem die Sorge um Anouks Bauch bewog uns dann dazu, auf den Besuch zu verzichten. Wobei auch Lena nicht unbedingt pro-2h-Führung gewesen ist. Wir beschlossen aber, am nächsten Tag dafür zwei andere Tempel zu besuchen und machten auf dem Weg zum Hotel noch 2 Kurzhalte bei 2kleinen buddhistischen Tempeln.
Im Rajaklana Resort und Spa kamen wir nach Fahrten entlang phantastischer Reisterrassen gerade bei Sonnenuntergang an und genossen gleich noch den Pool hoch über dem Yogikarta-Tal bevor wir uns ins 1km entfernte Rajaklana Restaurant fahren liessen, wo wir den Abend ausklingen liessen.