Der gestohlene Vulkan, die Ente und das Erdbeben

Für Sonntag verlangten die Frauen nach relax und Spa.. also wurde das Frühstück erst auf 9h gebucht und etwas später für Anouk und Tanja eine Stunde Massage. Lena wollte parallel chillen / lesen, mir war mehr nach «Action». Also beschloss Marco mit Rudi um 6.45h (15 Minuten nachdem mich spätestens die Güggel eh wecken würden) in Richtung Gunung Merapi, dem gefährlichsten Vulkan in Java zu fahren. Marco hatte über einen Aussichtspunkt gelesen, von dem aus man aus gut 5km Entfernung direkt in den Krater sehen konnte, der auf der Seite der letzten grossen Ausbrüche 2010 offen ist. In der Theorie wollten wir das sehen:

In der Praxis sah es aber so aus:

Wir hatten uns Zeit gelassen auf dem Weg dahin, hatten in einem Warung ein Kafi genommen und dann vor Ort auch nochmals einen, wobei Rudi eine Nudelsuppe ass (beides zusammen kostete dann weniger als 1 CHF). Meine Wetterprognose hatte darauf hingedeutet, dass der Himmel sich zwischen 9 und 12 klären könnte, aber aktuell war alles noch tief wolkenverhangen. So sehr, dass man nicht mal erahnen konnte, ob da tatsächlich ein Vulkanberg vor einem war oder eventuell gestohlen wurde («Gru was here»?). Wir unterhielten uns eine Weile aber irgendwann nach 10 Uhr, beschlossen wir unabhängig der Sicht in den Ecopark zu gehen. Die Kasse hatte ihre Zelte auch schon abgebrochen und so brauchte ich die 5’000 IDR Eintritt nicht zu bezahlen. Neben uns waren noch zahlreiche Einheimischen da, darunter die meisten mit dem Scooter-Töff, darunter viele jungen muslimischen Pärchen. Schien wohl ein Ort zu sein, um sich ohne Aufsicht besser kennen zu lernen.

Wir gingen die 100m leicht hoch, dafür hatte sich Rudi extra in richtige Schuhe gestürzt und eine Wasserflasche mitgenommen. Man weiss ja nie.. Oben hatte eine Gruppe Jugendliche Einheimische gezeltet und war gerade dabei, alles wieder zu verräumen. Rudi meinte, hier würde er auch gerne mal zelten.. er zelte gerne, seine Familie mit Ausnahme der Tochter eher weniger. Wie erwartet änderte sich an der Aussicht nur wenig. Dafür sah ich so 50 Höhenmeter weiter oben Leute umhergehen und beschloss, da noch hinzugehen. Rudi, der Raucher, schaute mich mit grossen Augen an und fragte, ob es ok sei, wenn er unten bleibe? Was natürlich kein Problem war. Er entschuldigte sich aber zigmal dafür. Ich machte mich auf den Weg, passierte einige einheimischen Touristen und sah den lokalen Bauern bei der Arbeit zu. Die Wege wären in der Schweiz als MTB Wege durchgegangen.. kein Wunder, nutzen die einheimischen Bauern resp. v.a. junge Bäuerinnen doch ihre Scooter, um hochzufahren und mit Gras, Holz oder was auch immer wieder runter zu fahren. Ich stieg auf einen Hügel, hoch oben der erkalteten Lava des letzten grossen Ausbruches im Jahr 2010. Vor mich sah ich dann plötzlich Bewegung, konnte aber ohne Brille nicht so ganz erkennen, worum es sich handelte. Die Superzoom Kamera brauchte dann aber Gewissheit: Vor war eine kleine Affengruppe am essen. Und länger ich hinschaute, desto mehr wurden es.. als ein Bauer etwas weiter ein lautes Geräusch machte, flohen die meisten über die Kante in Richtung Lavatal. Es müssen so 20-30 gewesen sein. Ich näherte mich einem offenbar mutigen grossen Männchen (so vermutete ich) bis auf wenige Meter. Er schaute mich skeptisch an, gähnte ein paar Mal wobei er seine riesigen Zähne zeigte, liess sich aber nicht gross vom Fressen abhalten. Erst als zwei junge Bäuerinnen mit ihrem Scooter direkt am Baum vorbeifuhren, folgte er den anderen ins Tal. Und ich ging zurück.

Gegen halb eins waren wir wieder im Hotel, Anouk hatte wieder mehr Fieber als am Vortag. Nach einigem hin- und her beschlossen wir, es ruhig angehen zu lassen, nicht mehr in die Stadt zu gehen (was v.a. Lena missfiel, die unbedingt in ein Einkaufszenter hatte gehen wollen) resp. erst auf den Sonnenuntergang hin dem am Vortag herausgesuchten Restaurant essen zu gehen. Und Rudi schaffte es dann auch, eine Reservation für Mr. Marco zu machen. Aber bis dann verbrachten wir den Nachmittag noch mit Lesen, dösen und Blog schreiben.

Am frühen Abend um 17h kamen wir nach knapp 30 Minuten Fahrt im Ayom Jogja Restaurant etwas ausserhalb von Jogja (Yogyakarta) an. Und wir waren bei weitem nicht die einzigen… der Parkplatz war praktisch voll und das Restaurant das im einheimsichen Joglo Stil mitten von Reisfeldern stand ebenso. Und die Besucher waren klar nicht arm. Wir waren gespannt.

Das bestellen dauerte dann allerdings.. die Karten waren alle auf indonesisch, aber immerhin mit einigen Bildern. Google Lens Translate half uns dann zuerst mal Drinks auszusuchen und danach den Hauptgang. Dabei entschied sich Marco für Ente, während die Mädels Kroketten bestellten und dann Caeser Salad. So Europäisch wie es halt ging. Tanja genehmigte sich einen gebratenen Lachs. Die Drinks (Smoothies) waren sehr lecker und es gab zur Freude der Mädels sogar Mineralwasser mit Sprudel. Zu Drinks… da Java ein Moslemisches Land ist, haben die meisten Restaurants ausser wenn sie auf Touristen abzielen keinen Alkohol auf der Karte. Wenn doch, dann ist er eher teuer (im Verhältnis). Eine grosse Flasche Bier (630ml) kostet idR 55’000 Rupien, also gut 3 CHF. Als Vergleich: Je eine Zehnerpackung Ibuprofen und Paracetamol kostete 10’000 Rupien zusammen, ca 60 Rappen), der Wäscheservice für sicher 3 kg Wäsche inklusive abholen und wieder bringen kostete 40’00 IDR, etwas über 2 CHF. Alkohol ist also teuer und lässt sich auch in Läden nicht kaufen. Der Höhepunkt am Tisch war dann aber Marco’s Ente. Anouk als Vegetarierin war entsetzt und baute mit Flaschen und Serviettentständern eine Mauer, um sich das Tier nicht anschauen zu müssen. Naiverweise hatte Marco Ente wie bei uns erwartet.. Fleisch am Stück aufgeschnitten. Was dann aber kam war eine eher dürre Ente oder halbe Ente am Stück. Mit Hals und Krallen. Alles fritiert. Die Vitamine sollen in den Krallen sein? Naja.. das wollte sich Marco dann doch nicht antun und liess die Krallen weg. Der Rest der dürren Ente war aber in Kombination mit Nasi Goreng sehr lecker. Die scharfe Sauce kam aber nur sehr knapp zum Einsatz, sie war auch für Marco etwas zu scharf. Insgesamt genossen wir das Essen sehr und auch parallel dazu die Abenddämmerung über den Reisfeldern, akkustisch unterstützt vom Muezzin, der wiederum von im Reisfeld sitzenden, quakenden Fröschen begleitet wurde. Ein richtiges Orchester also. Nur schade, dass Lena vor allem zu Beginn noch etwas kein-Einkaufszenter-Säuerlichkeit an den Tag legte. Als wir bereits bezahlt hatten und zurück zu Rudi waren stellten wir fest, dass sie im anderen Gebäude auch Gelati hatten.. da mussten einige von uns zugreifen. Und Fazit: Das Caramel Brulée Eis war sensationell!

Zu Hause gabs dann noch eine kurze Spielerunde bevor es dann eher individuell wurde. Vor allem Anouk brauchte weiterhin eher viel Ruhe. Für einen kurzen Schicker hatte zuvor ein kleines Erdbeben geführt das alle ausser Marco der gerade auf dem Rückweg vom Zahlen war gemerkt hatten. Es blieb allerdings ohne Folgen, auch wenn wir nah am Epizentrum waren.

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