
Nach dem Frühstück brachen wir auf. Die heutige Tagesroute sollte uns in die Region von Pacitan im Süden von Ost-Java bringen. Die Gegend war bekannt für ihre Strände, allerdings mehr zum Surfen als zum Baden. Nachdem wir Jogja hinter uns gelassen hatten, fuhren wir eine Weile auf ruhigen, grösseren Strassen. Das kam Anouk etwas entgegen, die noch immer von leichtem Fieber und Bauchkrämpfen geplagt wurde. Allerdings wurden die Strassen irgendwann immer schmaler und auf den letzten ca 15km teilweise auch abenteuerlich steil. Rudi wollte an einer Strasse umkehren, da kämen wir nicht rauf. Als erfahrene Bergler redeten wir ihm Mut zu, dass das schon gut käme. Die Strasse war definitiv steiler als auch eine durchschnittlich steile Strasse in der Schweiz aber schien machbar. Also Klimaanlage aus, und haur-ruck fuhren wir im ersten Gang hoch. Und kamen problemlos oben an. Das ganze steile rauf- und runter dauerte über eine Stunde, da in der Region die Küstenkilometer sehr hügelig sind. Überall gab es auch immer wieder kleine, friedliche Siedlungen, vielerorts wurde Zuckerrohr angebaut und geerntet. Grundsätzlich ging die Fahrt durch dichten, tropischen Sekundärwald.
In Pantai Watu Karung checkten wir im Ristu Homestay ein, einem einfachen kleinen Hotel mit Pool. Zuvor hatten v.a. die Kinder noch Bedenken bzgl. der Qualität des Homestays geäussert («wenn es da Viecher hat, dann zieh ich gleich wieder aus»), aber wir wurden alle positiv überrascht. Die ganze kleine Anlage war wie ein tropischer Garten, es duftete nach Jasmin, überall blühte es und mittendrin der Pool umgeben von ein paar Zimmern und einer Küche für alle. Und alles war perfekt sauber. Das erklärte die guten Bewertungen bei Booking.com.
Kurz darauf gingen wir an den Strand, wo wir aber feststellen mussten, dass Fahnen wehten, die das Baden verboten. Die Brandund weiter aussen war gigantisch und trotzdem hatten sich einige Boogie-Board Surfer rausgewagt, surften auf den Wellen und wurden teilweise spektakuär von diesen weg katapultiert und versenkt. Das wiederum erklärte, dass einer der Surfer sogar mit Helm surfte. Gleichzeitig gab es verschiedene Tsunami Warnschilder und unsere Unterkunft lag nah an der Escape-Route. Das Schild besagt grundsätzlich, dass sobald ein Erdbeben 20 Sekunden dauert, man dann 20 Minuten Zeit hat um zu fliehen, weil dann Wellen mit 20m Höhe oder mehr kommen könnten. Na dann hofft Marco doch dass sich er ein nächstes Beben spüren würde…
Am Strand versammelten sich im Verlauf des Tages einige Surfer mehr vor allem um die 3 Fotografen mit grossen Teleobjektiven, welche wohl Fotos machten. Und kommentierten v.a. die Stürze. Da die Sonne sich aber meist noch hinter Wolken versteckte, nahmen wir es gemütlich, tranken etwas und spazierten herum, unter anderem auch auf die Anhöhe am Ende der Bucht, von wo ein grossartiger Blick über die weite Küste möglich wurde. Dieser Abschnitt der Küste wurde auch als das Raja Ampat von Java bezeichnet (Anmerkung: Raja Ampat liegt auf Sulawesi und ist bekannt für ihre kleinen Inseln und insgesamt das Tauch- und Schnorchelgebiet). Marco versuchte noch einen kurzen Schnorchelgang am nächsen Strand, musste aber schnell feststellen, dass die Wasserhöhe zu niedrig war und der Sog zu stark und brach ab. Vielleicht hätte es weiter aussen etwas zu sehen gegeben, ganz nah der Küste sicher nicht. Da sich die Wolekn mehr und mehr verzogen, blieben wir am Strand, den wir mit vielleicht 1-2 Personen am anderen Ende für uns alleine hatten. Etwas nach Mittag war Flut gewesen, unterdessen zog sich das Wasser schon stark zurück und mehr und mehr Felsen zeigten sich. Zurückgezogen hatte sich auch Anouk, der es weiterhin zu oft gar nicht gut ging. Das Fieber kam zurück, es war ihr schlecht und alles schmerzte. Tanja ging etwas später auch zurück. Marco überzeugte Lena, sich das nun 90% entleerte Watt-Riff anzuschauen. Im ganz seichten Wasser tummelten sich allerdings noch alle möglichen Tiere, so dass Lena nur mit Marcos Sandalen «bewaffnet» sich überhaupt ins Wasser getraute. Und bald wieder abbrach und sich an den sicheren Strand zurückzog. Ihr Pfadi-Entdeckersinn hatte Grenzen wenn es ums Element Wasser ging. Dafür zog Marco weit umher und war nicht der einzige. Auch Einheimische allerdings wohl auch Touristen spazierten herum und schauten, was sich da fand. Vor langer Zeit muss die ganze Bucht einmal ein Korallenriff gewesen sein, das bei Ebbe aus dem Wasser ragte, heute ist dem nicht mehr so. Marco fand allerdings noch eine Koralle und einiges an Getier, wobei v.a. die Unterwasser Schnecken faszinierten.
Vor dem Sonnenuntergang bestiegen Tanja und Marco nochmals den Aussichtspunkt oberhalb der Bucht und genossen das phantastische Spiel von Brandung, Gischt und blutroter Sonne im Abendlciht. Insgesamt gab es im Ort zahlreiche Warungs, die aber zumeist ausgestorben waren. Der Australische Besitzer eines Resorts wo wir zu Abend assen erklärte, dass hier eigentlich nur am Wochenende und an wenigen Feiertagen viel los sei. Sonst seien einige Surfer hier und ab und zu verirrte Touristen. Also wir. Die Küche lief auf kleiner Flamme, servierte aber trotzdem Burger und Wraps, was uns durchaus entgegenkam. Und sogar Anouk mochte mitkommen und etwas essen, bevor sie sich wieder zurückzog. Die anderen genossen noch Sprudeli Wasser und Bier.


