Um 7.16 fuhr der Zug, der mich nach Ulrichen brachte, von wo aus es per Postauto weiter ging auf den Nufenenpass. Ausgestattet war ich zudem mit zwei Käse und Salami Sandwiches, welche mir die Hotelküche bereitgemacht hatte, da ich vor den Frühstück gehen musste.
Im Zug war ich der erste Gast, was den Kondukteur sehr freute. «Überschaulich heute», stellt er fest. Er meinte auch, er hätte das Goms noch nie so grün wie jetzt gesehen.. Regen sei Dank. Im Postauto war dann noch eine Vierergruppe, die oben noch eine Stunde draussen auf das nächste Postauto ins Bedrettotal warten musste; das Nufenenpass Restaurant war geschlossen. Ich ass den 2. Viertel meiner Sandwiches, suchte und fand den Einstiegspunkt in den Weg und lief los. Der Weg führte ins Bedrettotal hinunter, meist weit neben der Strasse. Nach einer Weile begann es zu pfeiffen, ich hatte Murmeli Gebiet erreicht. Für die nächste halbe Stunde pfiff es am Laufmeter. Teilweise war der Pfiff so nah, dass ich erschrak und fast einen Tinitus erhielt. Kann man Murmeli verklagen? Oft sah ich sie schon früh aufstehen und dann davonlaufen, nur eines hielt hartnäckig den Blickkontakt knapp 10m weg von mir, was mich zum nächsten Viertel meiner Sandwiches ermutigte. Es schaute mir beim Essen zu.
Als ich das Murmeligebiet verliess, kam bald das Heidelbeer Gebiet. Links und rechts des Weges befanden sich Felder mit reifen Heidelbeeren. Die Verlockung war gross und ich nahm mir immer wieder einige. Bis ich mich zusammenriss und sie ignorierte. Sonst würde ich nicht vom Fleck kommen und ich wollte unbedingt vor dem ganz grossen Regen in der Hütte sein. Und es war noch weit.
In der Nähe der Alpe di Vallegia fing dann der Aufstieg an. Das ging zuerst mal die bis zur Alp Forcla di Mezzo, dann ging es wieder eine Weile herunter, bis der Weg nach den Alpe di Cristallina ein für alle Mal anstieg. In der Nähe der Alpe traf ich noch ein spanisches Pärchen, das in Turnschuhen Leuten auf den Weg hinauf verfolgt war. Sie wirkten im leichten Regen etwas verloren und ich riet ihnen, nicht unbedingt weiter nach oben zu gehen. Sie hatten nach meinem Rat gefragt.
Als ich die grossen Weiden hinter mir gelassen hatte, machte ich einen Wasser Refill und stapfte weiter nach oben. Ich fühlte mich erschöpft. Von einer Hütte war noch weit und breit nichts zu sehen, und es regnete nun so, dass man auch nass wurde. Was es etwas unangenehm machte: Innen der Schweiss, aussen der Regen und dann kam noch Wind dazu und angerichtet war das Frieren. Es blieb mir also nichts anderes übrig, als nonstop weiterzugehen. Denn 30 Sekunden nach dem Anhalten begann ich zu frieren. Und dann nach etwas über 6h nach den Losmarschieren erreichte ich die Hütte. Endlich.. Zuerst lange runter gehen und dann erst in der 2. Hälfte des Tages mit bereits etwas müden Beinen wieder hochgehen.
Angekommen zog ich zuerst mal trockene Kleider an, hängte die nassen im topmodernen und entfeuchteten Trockenraum (wow!) auf und genehmigte mir dann ein Bier und ein Stück Aprikosenwähe. Dann fielen mir die Lider zu und ich beschloss ein Nickerchen zu machen. Das tat richtig gut!
Wieder fit gings wieder in den Aufenthaltsraum und gemeinsam mit einem ex Stauffner (dem Sohn des Pfarrers vor vermutlich Pfeiffers), der jetzt seit 11 Jahren in Amsterdam lebt und mit zwei knapp 20 Jahre alten Nidwaldnern machten wir einen Schieber.. nach NW Regeln. Konkret:
– Eichle 1x
– Schälle / Schilte 2x
– Oben 3x
– Unten 4x
– Rose 5x
Fazit: wir erreichten 2900 Punkte, die beiden NW 4000 und gewannen. Denn sie wussten besser wie man den 5x spekulativ nutzen musste. ZB bei einem 100er Wiis. Auch ohne wirklich Rose in der Hand. War lustig.. auch wenn wir immer wieder nachfragen mussten, was die meinten. Klang wie eine eigene Sprache.
Beim Essen unterhielt ich mich dann vor allem mit einem Franzosen der eben an der ETH seinen Mathematik Master gemacht hatte und nun für sein Doktorat in Flussmechanik nach Lyon zog, wo es eine hoch spezialisierte Professorin dafür gibt. Andi, der ex Stauffner (und Dr der Geschichte – ich fühlte mich fast etwas unter-doktoriert) stiess später auch noch hinzu und so liessen wir den Abend ausklingen.

(Luftlinie) nach Palermo / Sizilien: Noch 1127 km.