Quo vadis in Pompei?

Der Wecker ging schon früh am nächsten Tag, denn ich wollte bei Türöffnung um 9h in Pompei sein. Und der einzige war ich definitiv auch nicht. Aber vielleicht würden an Ferragosto (heute) sich die Italiener mehr auf Familienfeste konzentrieren als auf Ruinen? Das war zumindest mein Plan und meine Erwartungshaltung.

Kurz vor Türöffnung um 9h beim Haupteingang von Pompei

Pünktlich um 9h ging die Türe auf und ich konnte als einer der ersten 10-20 Personen durch den Covid Check, dann das Ticket einlösen (das ich vorher via Get your guide online erstanden hatte) und einen deutschen Audio Guide holen (auch Teil des 27 Euro Tickets). Und ich war drin.

Vorbereitung ausser Ticket Kauf hatte ich keine gemacht, also liess ich mich vor Ort inspirieren. Und spontan entschied ich, mich zuerst auf den östlichen Teil des ganzen Areales zu konzentrieren. Und der Vorteil der frühen Morgenstunde war, dass es noch nicht so viele Leute heute. Das merkte ich vor allem in der ersten Stunde.

Zu Pompei. Wir wissen wohl alle dass Pompei bei einem Ausbruch des Vesuvs mit Asche überdeckt wurde. Konkret geschah dies ab dem 24.8. im Jahre 79 BC. Bereits 17 Jahre zuvor hatte es ein grosses Erdbeben gegeben und zahlreiche Gebäude waren zum Zeitpunkt des Ausbruchs noch in Renovation. Am 24.8. fielen Bimssteine und Asche, welche stellenweise bis zu 2 Meter hoch lag. Etwa ein Drittel der Bewohner starb im Chaos, Menschen flüchteten. Und wer das nicht getan hatte, starb an 25.8. als eine Giftgaswolke über die Stadt zog während beinahe gleichzeitig neue heisse Asche herunter regnete. Welche offenbar am Ende bis 6-7m hoch lag. Und alles noch im Ort verbleibende Leben auslöschte. Wie das ablief ist relativ gut überliefert durch den Briefverkehr zwischen zwei Dichtern, die einer in Pompei geschrieben hatte, wobei der Brief vor der Giftgaswolke die Stadt noch verlassen konnte.

Ab dem 18. Jahrhundert haben Ausgrabungen stattgefunden, aber nicht systematisch und mehr auf Plünderung ausgelegt. Erst im 19. JH wurden die 3km lange Stadtmauer systematisch Schicht für Schicht freigelegt und man erkannte die Ausmasse der etwa 60 Hektar grossen Stadt. Die Strassen heute ziehen sich also gegen 1km in jede Richtung. Was ganz schön viel Distanz ist. Was etwas «hilft», sind Covid und der Zerfall mangels Unterhalt: Zahlreiche Bereiche sind geschlossen, was das Angebot (und somit die Distanz) etwas limitiert. Allerdings ist oftmals in Gebäuden nur Einbahn Verkehr, was es schwierig macht dem Audio Guide zu folgen, der vor Covid erstellt wurde (und wirklich gut ist – the official guide in Pompei), also eigentlich ein Handy mit interaktiver Karte, das mir immer angezeigt hat, wo ich war und wo ich jederzeit auf ein Gebäude drucken konnte, wenn ich Infos wollte.

Pompei zu beschreiben ist schwierig. Es ist eine Ansammlung von Gassen, Häusern, Theatern etc., wo einiges besser erhalten ist als anderes. Die Stadt gibt aber sicher einen guten Einblick in das Leben vor dem Römern und während der eher kurzen Zeit als Pompei tatsächlich vollumfänglich römisch war. Das grösste Haus in der Stadt war offenbar 3000 m2 gross, daneben gab es allerlei Geschäfte und Wohnhäuser, welche heute den damaligen Alltag von Herren, Damen wie auch Sklaven aufzeigen. Zum Beispiel:

Zahlreiche Beispiele von Häusern respektive Eingangsbereichen (nach oben offenen Atrium mit Plivium Auffangbecken):

Tempel:

Gaststätte:

Platz für Krüge mit Öl, Oliven, Wein etc. Die durchschnittlichen Bewohner der Stadt hatten keine Küchen.

Statuen:

Bäckerei:

Wäscherei und Färberei

Lebensbereiche, Gärten etc.:

Latrinen:

Fresken:

Strassen für Menschen und Karren:

Geschirr, in Gips gegossene, damals verstorbene Menschen:

Gräber ausserhalb der Stadtmauern:

Theater und ähnliches

Und oft die Sicht auf den Vesuv, der vor mehr als 2000 Jahren den Tod brachte:

Insgesamt: Eine eindrückliche Anlage, aber ohne «Guide» definitiv verwirrend. Plus weitestgehend an der prallen Sonne. Ab Mittag sah man Touristen wie Halbtote im Schatten sitzen. Zum Glück gibt’s regelmässig Wasser, so dass man den Vorrat auffüllen kann. Aber nach knapp 6h war ich auch wirklich erledigt und hatte genug. Und machte mich mit Bier-Stop auf zum Bahnhof Pompei, der in Richtung Salerno auch nochmals eine knappe halbe Stunde entfernt lag.


Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert