Ciao Salerno

Und wieder einmal sitze ich im Zug und habe Zeit zu schreiben. Während Salerno noch 365 km von Sizilien weg war, werden es heute Abend nur noch etwa 226 km sein. Aber mehr dazu später.

Ich habe nun die letzten 5 Tage in und um Salerno verbracht und auch wenn die Stadt nicht spektakulär ist, so hat sie doch mein Herz gewonnen. Dazu beigetragen hat sicher auch der Aufenthalt im Hostel, der super herzlich war. Und dass mich die Frau in einem Kaffee heute Morgen beim 2. Besuch wieder erkannte und gleich fragte ob ich wieder cafe e brioche con chocolate bianco wolle, vermutlich auch. Und was mich als «Nordeuropäer» immer wieder überrascht ist die Wandelbarkeit der Stadt (und das gilt nicht nur für Salerno). Wenn ich am Morgen vor 7 auf die Strasse gehe, dann haben erste Geschäfte geöffnet wie Kaffees oder Lebensmittelgeschäfte. Einige Stunden später sieht die gleiche Strasse teilweise völlig anders aus, der Coiffeur wartet auf Kundschaft, Schmuck-, Kleidergeschäfte haben offen oder werden geöffnet, Touristenshops sind offen. Über Mittag und am frühen Nachmittag ist das Bild dann wieder anders. Was Touristen anzieht ist offen, vieles andere geschlossen. Und wieder ein paar Stunden später sieht es wieder anders aus. Es wird etwas schattiger und kühler und somit öffnen viele Geschäfte wie dann Vormittag. Hinzu kommen gab aber noch zusätzliche Restaurants und je später der Abend noch Bars. Und der Coiffeur wartet wieder auf Kundschaft. Der Platz vor dem Eingang zum Hostel ist ein gutes Beispiel dafür. Eine kleine Kaffeebar scheint nur am Morgen offen zu haben, ein Panino Shop den grössten Teil des Tages und am Abend tauchen drei Restaurants auf und ich weiss bisher nicht woher. Und plötzlich ist der Platz der tagsüber meist leer ist komplett bevölkert. Oder 100m weiter am Meer wird dann aus einer mittelgrossen Blechbüchse eine Bar wo davor hunderte Personen stehen. Am Tag war mir die nie aufgefallen. Auf jeden Fall faszinierend!

Salerno hatte aber auch seine Tücken. In Hostel hatte mir Mika ein Kombiticket Schiff / Bus empfohlen, auch im Internet wurde das angepriesen. Aber eine Odyssee während fast 2 Stunden durch die Stadt führte nicht zum Erfolg. Tourist information wusste nichts davon. Die Tabaccos wo ich sonst Billette die Bus kaufe, kannten das Ticket aber führten es nicht. Der Bus Italia Verkauf am Bahnhof hatte sich ab genau dem Tag für eine Woche in die Ferien verabschiedet und schliesslich am Hafen hätte ich das kaufen können aber nur für denselben Tag. Und ich wollte den Folgetag los und nicht noch einen Umweg über den Hafen machen. Und womöglich hätte ich eh erst das Schiff nehmen sollen, was auch nicht mein Plan war (und so nirgends stand). Egal. Es kam wie es kommen musste, ich besorgte mir die Bustickets einzeln und das Schifftiicket direkt vor der Fahrt. War auch nur unerheblich teuer.

Und was ich wohl nie begreifen werde, ist der sorglose Umgang der Italiener mit Abfall vor allem am Strand. Es ist unglaublich was da nach einem Tag an einer Spiaggia libera (sprich ohne feste Liegestühle) alles liegen bleibt, teilweise von den Wellen weggespült wird. Da liegen Flaschen, Becher, Plastiksäcke und so weiter. Obwohl es durchaus Abfall Eimer hat, wenn auch eher wenige. Das war auch wiederholt ein Thema im Hostel, denn die Strände in Salerno können definitiv nicht als sauber bezeichnet werden.

Die zwei Tage als ich nicht gross unterwegs war, habe ich in und um Salerno verbracht. Einerseits habe ich Gassen entdeckt, die Kirche besichtigt, einen Stadtbereich mit Street Art besucht und bin zum Castello die Arechi hoch gegangen und habe dort die Aussicht über Stadt und Küste genossen.

Ein weiterer Halbtagesausflug brachte mich nach Paestum (Alternative wäre Capri gewesen aber irgendwie heute ich keine Lust darauf), etwa 40km südlich von Salerno. Ich besuchte dort alte griechische und später römische Tempel, wobei drei Tempel imposant erhalten sind. Leider funktionierte der Audio Guide auf meinem Handy nicht, was es etwas zu «Steinen ohne Kontext» degradierte, aber ich konnte es trotzdem geniessen. Auch weil es geschätzt ein halbes Grad kühler war als die Tage zuvor und ein ganz leichter Wind ging.

Ich machte mich dann auch noch auf zum Strand in Paestum und blieb beinahe 3h was Rekord bedeutete. Einerseits weil ich etwas im Schatten eines Zaunes liegen konnte – Sonnenschirm habe ich jetzt zwar ja, aber möchte den nicht unbedingt zu Ruinen mitschleppen – und weil es super viele Wellen hatte, wo ich Bodysurfen konnte. Und das in einem aufgewühlten Meer, das für einmal eine recht angenehme Temperatur hatte!

Den letzten Abend ass ich nochmals im Hostel, nachdem ich kurz vorher von Paestum zurückgekehrt war. Gnocchi, wieder köstlich. Allerdings waren es an dem Abend nur etwa 6 die dort assen, die anderen waren wohl sonst unterwegs. Und ging danach noch auf einen Drink an den Strand mit ein paar Leuten aus der Sprachschule, Elena vom Hostel und zwei Römern, die mit mir im Zimmer waren. Und die mich etwas nach sieben Uhr morgens weckten, als sie vom Ausgang zurück kamen. Und auch Elena, die apulische 4-Wochen-Volontärin im Hostel, im richtigen Leben Anwältin, kam dann zurück und sah beim Arbeiten entsprechend erschlagen aus. Die beiden Römer gingen nach einem Frühstück schlafen, ihr Plan war es eh 3 Tage zu feiern und nichts zu tun. Zitat: wir schauen uns sicher keine Kirchen und Museen an!  Sie hatten auch nur eine knappe Woche Ferien.

Interessant ist wie sich die Charaktere im Hostel unterscheiden. Da gibt es die «Strändler», die reisen mit jeweils dem Ziel an einem schönen Strand zu liegen. Dann gibt’s die «Hänger» wie die beiden Römer, Party steht vor allem. Dann gibt’s die italienisch Schüler, die halbtags Unterricht haben, dann lernen und teilweise noch Abend ausgehen. Und schliesslich gibt’s die «Rastlosen» (zu denen ich mich auch zähle), die jeden Tag Ausflüge irgendwo hin machen, mal grösser mal weniger gross, und das vielleicht noch mit Strand kombinieren. Die meisten im Hostel, vor allem die meisten allein reisenden Frauen gehörten wohl zu dieser letzten Kategorie.

Und zu guter letzt. Ich wurde verschiedentlich gefragt wie es denn nun mit wandern aussehe. Ich wollte ja ursprünglich in den Cinque Terre sowie an der Amalfiküste je mehrere Tage wandern. Vor Ort musste ich dann allerdings einsehen, dass es aufgrund der Hitze und aufgrund von Wasser-Abhängigkeiten nicht weise gewesen wäre. Oder sogar gefährlich. Plus habe ich die grössten Teile dieser Wanderungen trotzdem gemacht, einfach als 1-Tages-Wanderungen. Sprich ich habe in etwa 3 Tage in einen Tag integriert. Und durfte die Gegenden insofern absolut erleben. Und dann kommt hinzu dass ich eh jeden Tag gut 20’000 Schritte mache, also definitiv nicht zu wenig Bewegung habe. Insofern habe ich wohl das grosse Wandern nun abgeschlossen, auch wenn ich wohl in Sizilien die Schuhe noch ein, zweimal anschnallen werde. Aber mal schauen.. kommt Zeit, kommt Rat.

Distanz bis Sizilien: Noch 365 km.

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