Am letzten Abend auf Bali hatten wir eine Diskussion, was denn auf der Reise überrascht hat, was gefallen hat, was weniger und so weiter. Überrascht hat generell wie offen, freundlich und neugierig wir wahrgenommen wurden. Das gilt speziell für Java, wo wir uns oftmals wie Filmstars vorkamen, aber interessanterweise auch noch etwas für Bali, wo wir auch einige Male posieren durften. Interessant. Der Autor hat in den 3 Wochen total etwa 2’000 Bilder gemacht und von Familienmitgliedern eingesammelt, gleichzeitig sind wir wohl auch auf sicher 100 oder mehr Fotos von Indonesiern verewigt. Positiv überrascht haben auch die Unterkünfte. Klar helfen Portale wir booking.com oder agoda.com, dass man schon recht gut weiss, wie alles aussieht, aber es muss dann auch vor Ort wirken. Und das tat es fast immer. Der kleine Ausreisser nach unten war wohl das Hotel Suma in Lovina – ein schöner Garten und Pool, aber die Zimmer vor dem partiellen Upgrade schon sehr low key. Und auch danach.. naja. Andererseits war das Highlight für die Frauen die 1 Nacht in den Kalyssa Beach Bungalow in Permutaran Bali und auch das Rajaklana Resort etwas ausser Yogja. Preis/Leistungssieger war aber wohl das Watukarung Ristu Homestay Nähe Pacitan. Da hatten wir für 41 CHF alle zusammen gut übernachtet. Unten am Beispiele der Pools.

Legende: Kalyssa Beach

Legende: Rajaklana Resort

Legende: Watukarung Ristu Homestay
Wobei bei letzterem die Freude durch die unbändige Krähfreude der Hähne und die Inbrunst der Muezzine recht gedämpft wurde. Das hat man auch klar den Unterschied zwischen Java und Indonesien gemerkt. Auf Java mit gut 90% Moslems gabs praktische jede Nacht (mit einem kleinen Ausreisser im positiven Sinn im Labuan Resort) laute Muezzine zum Teil mehrere parallel ab 4.30 Uhr morgens, und spätestens ab dann auch das Gekrähe vieler Hähne. Der Autor hat die Muezzine noch als einigermassen angenehm empfunden (auch wenn es ohne definitiv besser gewesen wäre), aber das unregelmässige Gekrähe der Hähne war schon grenzwertig «lustig». Den Preis für die lautesten Muezzine gewinnt wohl der Ort Madiun, wo wir kurzfristig die Nacht verbracht haben, nachdem wir wegen Anouks Gesundheit uie Route ändern musste. Den Preis für die lautesten Hähne gewinnt nach Meinung des Autors das Rajaklana Resort. Auf Bali hörten wir dann eigentlich die Hähne nur mehr weiter weg, es kehrte gut Ruhe ein. Und Muezzine gibts bei 90% Hinduistischer Bevölkerung entsprechend natürlich weniger.
Unterschätzt hatten wir die Fahrzeiten. Man glaubt ja, dass Google Maps das basierend auf den Echtzeitdaten der Teilnehmer schon etwas einschätzen kann.. die Realität in den meisten Gebieten unserer Indonesien Reise war jedoch ziemlich anders. Die Maps Zeitangaben waren gerade mal ein erstes Indiz, die reale Zeitdauer lag immer deutlich darüber. Und das lag nicht nur an den Pausen, die aufgrund der langen Zeiten notwendig wurden.. das Fahren ausserhalb der Autobahnen muss man sich vorstellen, wie endlose Fahrten durch Dörfer, die oftmals fast nahtlos entlang einer Hauptstrasse gebaut wurden. Wachst die Ortschaft, dann entstehen Querstrassen, wo wiederum Häuser stehen und so weiter. Oft kommt man dann aber auch in den Städten auf Reisfelder, sobald man die Hauptstrasse 50m verlassen hat. Interessant. Die Fahrzeiten haben vor allem zu Beginn zu regelmässigem Gejammere geführt, vor allem aber nicht nur bei Tanja. Egal wo wir hinwollten, es waren 2-3h Fahrt, auch bei verhältnismässig wenigen Kilometern. Das waren wir uns als Schweizer einfach nicht gewohnt. Mit der Zeit wurde es aber besser, einerseits weil vor allem auf Bali die Distanzen kleiner wurden aber vielleicht auch, weil wir uns ein wenig daran gewöhnt hatten?
Interessanterweise zu eher wenig Gejammere führten die Toiletten. Dabei muss man verstehen, dass eine normale Toilette in Indonesien ausserhalb der touristischen Infrastruktur ein Plumpsklo ist, neben dem ein gemauertes Becken steht, in das Wasser gefüllt werden kann und worin eine grosse Schöpfkelle schwimmt. Manchmal hats dann noch eine Art Brause an der Wand. Papier – Fehlanzeige. Abfalleimer für Papier – Fehlanzeige. Spülung – Fehlanzeige – dafür dient eben die Schöpfkelle und in hartnäckigen Fällen die Brause. Zu Beginn kamen noch Aussagen, dass auf ein Plumpsklo gehen nicht möglich sei. Mit der Zeit ging das aber auch, wobei es doch überraschend viele auch westlichen Toiletten mit oft aber denselben Spülmechanismen wie bei Plumpsklos gab. Das «Highlight» Klo war dann wohl das hier, fotografiert by Tanja. Man beachte ganz speziell das Schild. Und daneben noch ein «normales» Klo.
Eher positiv überrascht hat der Fahrstil. In der Erinnerung von vor vielen Jahren auf Bali war es schlimmer gewesen. Auch hier gilt zu verstehen, dass ganz anders gefahren wird als bei uns. Und das hat nichts mit dem Linksfahren zu tun. Spuren generell sind maximale grobe Indikationen, man fährt wo es Platz hat, hupt um sich anzukünden, überholt fast überall, auch in Kurven, wobei die Erwartung meist auch ist, dass der entgegenkommende seine Geschwindigkeit bei Bedarf dann halt anpasst. Ein Konzept wie «Rechtsvortritt» gibt es definitiv nicht. Ähnlich wie in dichtem Verkehr zB in Italien drückt jeder einfach rein; aus jeder Querstrasse, an jeder Kreuzung und sobald man «die Haube auf der Strasse» bremst dann schon einer. Bösartig gehupt wird dabei selten, meist nur als Warnung im Sinne von «Achtung, ich bin auch hier». Und es funktioniert. Irgendwie. Oftmals stehen dann aber auch Leute an Querstrassen, Kreuzungen etc. die den Verkehr winken. Wie eine Art private Verkehrspolizisten. Bei Hotels sind es Angestellte, in Dörfer organisiert man sich offenbar. Diese Leute kriegen dann vom profitierenden Fahrer aus dem Fenster heraus teilweise einen kleinen Obulus für ihre Dienste und verdienen so etwas. Einmal fand etwas ähnliches auch mitten auf der Strasse statt.. es war dann eine Spendenaktion für eine Moschee. Das soll gemäss Rudi aber in den meisten Regionen verboten sein, wird aber manchmal toleriert.

A propos Verkehr: Oftmals wenn man Sirenen hört handelt es sich nicht um Krankenauto oder Polizei im eigentlich Sinn, sondern um Eskorten von Regierungsfahrzeugen, die mit deutlichen höheren Tempi vorbei-fetzen. Meist gefolgt von einer kleinen Gruppe individuellen Autos, die davon profitieren. So fuhr in Bali auch der regionale Gouverneur oder wenigstens sein Auto an uns vorbei – erkennbar gemäss Rudi an der Nummer .. irgendwas mit lokale Zeichen und #1.
Themenwechsel: Essen. Nachdem nicht alle das indonesische Essen zu Beginn wirklich goutiert haben, und Lena zB einige Tage fast nur Pommes gegessen hat, spielte sich das immer besser ein. Natürlich wurden westliche Speisen bevorzugt, wenn es diese auf der Karte hatte, aber am Beispiel von Lena, bestellt sie irgendwann lieber Mie Goreng zum Frühstück als Toast oder Pancakes. Und speziell Mie Goreng aber auch Bami Goreng war vor allem auf Java tatsächlich meist extrem gut. Auf Bali wirkten diese Gerichte dann eher etwas touristisch «weichgespühlt», weniger aromatisch. Aber insgesamt haben wir wirklich gut gegessen, mit natürlich auch Problemen, dass man eher weniger vegetarisch erhielt als erwartet. Oftmals war Poulet schon im Essen drin oder mindestens dabei und musste für Anouk abbestellt werden. No Ayam (Huhn). No Bebek (Ente), aber Telur (Ei) geht dafür. Als Veganer wäre es definitiv noch komplizierter gewesen, denn Ei ist fast überall drin. Oder drauf.

Zum Bild: Der teuerste Ess-Abend der Indonesien-Reise, mit knapp 900’000 Rupien für Vorspeisen, Hauptgänge, Desserts und Getränke, wobei vor allem jeweils das Bier einschenkt (65’000 Rupien die Flasche). Es war sehr lecker!
Unser günstigen Essen lagen wohl so im Bereich von 25’000 Rupien (1.50 CHF) pro Person, wobei man auch für deutlich weniger essen kann. Rudi hat einmal für 5’000 (weniger als 30 Rappen) ein Bami Goreng gegessen und es soll lecker gewesen sein. Gleichzeitig hat man vor allem dort, wo es Touristen gibt die Möglichkeit, auch verhältnismässig viel Geld auszugeben. Es gibt Restaurants, da kostet ein Gang mindestens 250’000 Rupien, für CH Verhältnisse natürlich immer noch wenig. Aber gemessen an lokalen Verhältnissen ein Vermögen.
Der grösste Dämpfer der Reise war der Gesundheitszustand der Familienmitglieder. Eine Woche vor der Reise lag Timo mit einer Art Magen-Darm-Grippe flach. Kurz vor der Reise erwischte es Lena und auch während dem Flug nach Java konnte das Fieber nur dank Medikamenten kontrolliert werden. Am schlimmsten erwischt hat es dann aber klar Anouk mit denselben Symptomen, einfach viel schlimmer und länger. Wir sind ziemlich sicher, dass wir diese Symptome aus der Schweiz importiert haben, vielleicht kamen bei Anouk aber noch Unverträglichkeiten vor Ort hinzu? Wir werden es nie wissen, es tat aber weh zu sehen, wie es tagelang nicht besser wurde und sie 2-3 Tage lang wirklich fast null Kraft für gar nichts hatte. Insofern war die Freude auch gross, als wir erkannten, dass es aufwärts geht. Leider nach einigen verpassten Erlebnisse.. aber dafür mit dem schönen Delphin-Ausflug, der am Ende für Anouk ja auch ein Highlight war. Zu guter Letzt hat es auch noch Tanja etwas erwischt, auch sie hat nun seit einigen Tagen immer wieder Magen-Darm Probleme, auch wenn das schlimmste wohl zum aktuellen Zeitpunkt, dem Heimflug nach Zürich, überstanden ist. Der Autor, Marco, hatte praktisch keine Bauchprobleme, aber dafür 3-4 Tage ein ungewohntes Ziehen im Kopf, wie wenn sich eine Grippe ankündigt.. dann aber nie kam.
Interessant war dann auch der Unterschied von Java zu Bali. Und das nicht nur wegen den Muezzinen und Hähnen. Bali ist natürlich touristisch deutlich weiter entwickelt, wobei Orte wie Permutaran an der Nordküste noch vergleichsweise unberührte Flecken sind. In Java haben wir mit Ausnahme von Tourist Highlight Orten wie Prambanan oder Bromo eigentlich gar nie Touristen gesehen, waren auch in den Hotels und Unterkünften meist die einzigen Westler. Auf Bali ist es hingegen schwierig, den internationalen Touristen zu entkommen. Erst wenn man die kleinen Dörfer weit weg der Zentren kommt, sinkt die Chance, Touristen zu sehen. Wobei dann plötzlich doch wieder einer auf dem Scooter vorbeifährt..
Was man vielerorts deutlich merkt, ist wie sich Qualität auf den Zustand auswirkt. Beispiele für noch «funktionstüchtige» Gefährte die bei uns schon lange aus dem Verkehr gezogen worden wären siehe unten.
Aber das bezieht sich auch sehr stark aufs Bauen, am Beispiel des erst im April 2023 eröffneten Labuan Resorts: Wasserleitungen rosten bereits die eine oder andere Platte im Badezimmer hat einen Ecken ab, ebenso der Waschbecken Tisch, die Lüftung schimmelt, die Türe hängt leicht schief… und das in einem Neubau von 4 Monaten. Insofern ist es oftmals fast ein Wunder, dass Gebäude noch stehen, wenn sie mal einige Jahre alt sind. Einfacher haben es da wohl oft die kleinen Bauten, da sind Mängel eher seltener, da aber auch viel mit Holz gebaut wird. Hier ein eher positives Beispiel mit dem bereits oben erwähnten Kalyssa Beach:
Gewachsen an den Herausforderungen sind vor allem die Mädels. War es zu Beginn für beide eine Überwindung, etwas zu bestellen oder gar zu verhandeln, so haben sich beide hier doch einiges an Erfahrung angeeignet. Vor allem Anouk hat wohl sogar Gefallen am Verhandeln gefunden, bei Lena ist doch etwas mehr altersgerechte Zurückhaltung zu spüren. Aber auch sie hat sich super geschlagen.

Wobei «gewachsen».. immer wieder überrascht hat uns auch das Chaos, das die beiden Mädels innert Minuten in ihren Zimmern machen konnten. Während Tanja und Marco jeweils nur gerade das notwendigste auspackten, lag bei den beiden innert Kürze fast jeder Gegenstand herum. Hier ein eher harmloses Beispiel, geschätzt 5 Minuten nach der Ankunft, wenn auch dann erst aus Doha:

Fazit dieser Reise in Indonesien ist sicher, dass die meisten von uns Asien vermissen werden respektive es bereits tun. Und das liegt nicht nur daran, dass Anouk «noch nie soviel shoppen konnte in den Ferien», sondern am ganzen Paket: Leute, Kultur, Flora und Fauna, Klima. Vieles ist einfach anders, funktioniert anders, wirkt teilweise seltsam aber ist immer wieder interessant.
Vor allem Anouk hat mehrfach erwähnt, wie gerne sie noch länger bleiben würde. Bei Lena ist die Situation wohl etwas anders, sie hat sicher auch vieles genossen, flüchtete sich aber auch oft in die Mobiltelefon Gespräche und Chats mit Schweizer Friends. Auch wenn sie mehr machen konnte als Anouk wird sie möglicherweise weniger positive Erinnerungen mitnehmen, da sie manchmal etwas apathisch dabei war. Aber wir erinnern uns auch, dass es bei Timo im gleichen Alter definitiv schlimmer war (in Costa Rica). Liegt wohl am Alter, 12. Auf jeden Fall haben wir es alle genossen und der Autor will nicht nochmals 23 Jahre warten bis zur nächsten vielfältigen Südostasienreise!
