
Nach einer eher unruhigen Nacht im Viererzimmer war ich bereits um 6.15 wach, als auch die meisten meiner Zimmernachbarn aufstanden. Eugenie, die selbsternannte 24 jährige Algerisch-Frazösische Frühaufsteherin war wohl bereits kurz am Strand. Und das Bett des Italieners war auch bereits leer. Nur Chaim, der andere Franzose schlief den Schlaf der Gerechten. Als ich am Abend zurück kam, waren alle bereits weiter gezogen.
Auf der Strasse war bereits Betrieb, kleine Läden machten auf, Italiener schwatzten auf der Strasse. Es war die Zeit vom Tag wo es noch nicht ganz so heiss war. Im klimatisierten Bus waren nur wenige Einheimische und der Verkehr war noch ruhig. Das würde sich im Verlauf der Tages ändern. Nach einer knappen Stunde kam ich in Maiori an der Amalfiküste an. Und genoss zuerst einen Kaffee und ein Croissant. Und schaute mich etwas in Maiori um, einem der einer wenig touristischen Orte in der Gegend.
Um 8.15 startete ich den sentiero dei limoni was mit vielen Treppenstufen begann. Es war stark bedeckt, die Sonne zeigte sich noch nicht. Aber 10 Minuten später war ich bereits komplett nassgeschwitzt. Als hätte ich 10 Minuten in einer 90 Grad Sauna verbracht. Die Luftfeuchtigkeit ist unglaublich!
Der Weg führte über enge Gässchen und hohe Treppenstufen unerbittlich nach oben aber senkte sich bald wieder und nur etwas mehr als 30 Minuten später war ich in Minori. Der Ort selbst war dann etwas touristischer als Maiori und Touristen fingen an, die Strassen zu bevölkern.
Dann begann der richtig steile Aufstieg, wieder über unendlich lange Treppenstufen. Ziel war Ravello auf 400 Metern Höhe. Teilweise drückte die Sonne durch, aber es spielte keine Rolle: Auch ohne floss der Schweiss weiterhin in Strömen. Immerhin gab es regelmässig Brunnen wo man trinken konnte. Und Ravello entpuppte sich als eher etwas verschlafener Ort, mit vielen schönen Hotels mit Sicht auf die ganze Küste. Nach der Durchquerung ging es wieder steil herunter um Richtung Atrani, einem weiteren kleinen Ort mit den für die Küste typischen Häusern und nach insgesamt etwa zweieinhalb Stunden erreichte ich Amalfi, den Ort der der Küste den Namen gegeben hatte. Und einem der zwei meistbesuchten Orte. Und hier herrschte schon sehr reges Treiben. Aber der Ort selber abgesehen von der Kathedrale hatte nicht viel zu bieten ausser unendlich vielen Tourist Shops. Jeder Eingang war ein anderer Laden, unglaublich. Was mir rasch zuviel wurde.
Allerdings stellte ich fest dass der nächste Bus erst in anderthalb Stunden gehen würde, so dass ich Zeit auf einer schattigen Parkbank verbrachte, dem Treiben am Strand zusah, versuchte das T-shirt zu trocknen und etwas las.

Der Bus kam dann irgendwann mit Verspätung, was bei den verstopften Strassen kein Wunder war. Und er war so voll, dass einige Leute stehen mussten. Ich fand zuhinterst den 5. letzten Platz. Und genoss die Fahrt über enge Strassen immer höher hinauf bis wir Agerola auf über 600 Metern erreichten. Zahlreiche Leute stiegen aus und ich machte mich gleich davon, den Einstieg in den berühmten sentiero degli dei im Nachbardorf Bomerano zu finden.
Auf dieser Höhe zogen die Wolken vor meiner Nasespitze vorbei, die Sicht zu Beginn des Pfades lag bei 50m. Unten am Meer sah ich die Sonne scheinen. Aber je länger ich dem alpinähnlichen Pfad folgte, der teilweise oberhalb von hohen Klippen inmitten der Berge durchführte, desto schöner wurde es. Und irgendwann brannte die Sonne wieder gewohnt gnadenlos.
Der Pfad bietet spektakuläre Aussichten auf die Küste und Orte die man von hoch oben sieht. Ab und zu traf ich Leute an, aber generell war es eher ruhig. Es ist aber auch ein Pfad wo gutes Schuhwerk sehr angesagt ist. Von Sandalen wird klar abgeraten aber ich sah auch Leute mit normalen Sneakers, die eher Mühe hatten. Da lobte ich mir meine schweren Wanderschuhe. Auch Wasser war auf dieser Route nicht verfügbar, zum Glück hatte ich genügend Vorrat. Aber ich freute mich trotzdem als ich den kleinen Ort Nocelle immer noch hoch über der Küste erreichte und zu Beginn des Ortes ein kleines Restaurant fand: Il Chiosco del sentiero degli dei. Es war Zeit für ein Panino und einen extrem erfrischenden frischen Lemonensaft. Mit Aussicht über die zwischenzeitlich wolkenlose Amalfiküste.
Die meisten Leute nehmen ab hier den direkten, steilen Treppenweg runter nach Positano, ich beschloss den kleinen Umweg über Montepertuso zu nehmen und dafür weniger steile Treppen zu haben. Dafür musste ich etwas vor dem Ort auf die wenig befahrene Strasse wechseln. Aber Ende Ort gings dann wieder auf Treppenstufen weiter Richtung tiefblaues Meer und Richtung Positano. Und der Ort von oben gilt nicht ohne Grund als der offenbar schönste der Küste, es war fantastisch.
Unterwegs genoss ich wider besseres Wissen noch eine reife, wild gewachsene Kaktusfrucht. Die Frucht war lecker aber obwohl ich extrem aufpasste, steckten danach gefühlt hunderte kleiner haarfeiner Stacheln in meinen Händen. Und jede einzelne schmerzte und zeigte rasch rote Irritationen auf der Haut. Mit viel Mühe konnte ich einen Teil entfernen aber jetzt einen Tag später merke ich einige noch immer.

Positano war dann ähnlich wie Amalfi gefüllt mit Touristen und entsprechenden Geschäften. Da es noch viele enge Gassen gab, war das heisse Gedränge perfekt. Ein kurzer Check ergab dass ich entweder mehr oder weniger gleich oder in einer Stunde ein Schiff zurück nehmen konnte und da ich unterdessen fast 12h unterwegs war, entschied ich mich für gleich. Und genoss im gleissenden Abendlicht die gut stündigen Fahrt via Amalfi zurück nach Salerno. Wo ich gegen 19h ankam, eine Dusche und grosses kühles Bier genoss und dann den ganzen Abend mit der grossen internationalen Gruppe im Hostel verbrachte. Es gab Spaghetti mit Pilzen und Auberginen, super lecker! Jeden Abend kocht das Team und für 4 Euro kann man mitessen. An diesem Abend waren wir ohne Team selbst 2 Holländerinnen etwa gleich alt wie ich (sprich wir trotzdem der «Regel» dass das Hostel für 25-35 jährige offen ist), dann gab es Damen im Alter von 24 bis 33 aus Uruguay, Chile, Argentinien, Belgien, Österreich, Deutschland, UK, Frankreich, Spanien und Holland. Alle am alleine reisen. Plus ein schwedisches Pärchen, plus 2 junge Italiener die allerdings erst nach dem Essen ankamen. Und noch ein paar wenige Leute die für sich blieben. Das Team selbst besteht aus einem Spanier (Ignacio, Chef), einer Polin, einer Italienerin und einer 20-jährigen französischen Voluntärin (die via App so für Kost und Logis während Semesterferien von Job zu Job tingelt). Name: Salerno experience hostel.
Am Abend zuvor waren es noch 2 Männer mehr gewesen (P, F) aber generell scheint der Frauenanteil zu überwiegen. 2 davon besuchen hier italienisch Unterricht. Was man nicht alles an einem langen Abend hört und lernt…Generell kann ich sagen, dass ich die lebhaften Hostels gegenüber «einsamen» Hotels extrem geniesse. Es gibt viel zu reden und zu lachen!