Maremma

Die Reise in die Maremma begann mit einem kleinen, einfachen Frühstück im Hostel in La Spezia. Wir waren vier Personen im Zimmer gewesen; eine Holländerin, ein Peruanischer Italiener aus Rom, der noch nie in Peru gewesen war und ein Slowake, der bereits morgens um 6h seine Rückreise angetreten hatte. Wir hatten uns alle an Abend zuvor getroffen und kennengelernt. Zu dritt gingen wir am Morgen dann in die Stadt und nahmen noch einen Kaffee bevor ich mich verabschiedete und die Zugreise antrat.

In Pisa musste ich umsteigen und gegen 14h war ich bereits in Grosseto. Dann nochmals 30 Minuten im angenehm kühlen Bus und ich konnte wenige Minuten zu Fuss vom Eingang des Campings aussteigen. Und nochmals 30 Minuten später stand mein Zelt, vermutlich das kleinste auf dem gesamten Zeltplatz. Die Nachbarn staunten auf jeden Fall über meine «Tendina» und Kinder blieben erstaunt stehen. Kein Wunder:  Die Italiener hier (und 3 Tage später habe ich nur 2 nicht-italienische Autos auf dem Camping gesehen), richten sich hier SEHR häuslich ein, mit riesigen Anlagen, Outdoor-Küchen und so weiter. Da konnte ich definitiv nicht dagegen anhalten, wie leicht erkennen kann. Auf meinem «kleinen» Platz hätten locker auch 5-10 meiner Zelte Platz gehabt.

La tendina inmitten der italienischen «Zelt- oder Wohnwagendörfer»

Der Strand war knapp 15 Minuten zu Fuss weit weg, zuerst ein Spaziergang durch den Pinienwald, dann noch durch Ferienanlagen und schliesslich durch Bagni mit zahlreichen Liegestühlen und Sportanlagen. Der in-Sport der Saison scheint eine Art Beachball-Tennis zu sein, es gab zahlreicher Felder, die alle besetzt waren. Und der Strand war voll und laut. Schön ist anders.. und ich hatte überhaupt keine Lust, hier zu sein.

Dann ging ich aber jedoch etwas in die andere Richtung und entkam den Liegestühlen doch recht schnell. Der Strand war immer noch gut besucht aber ein Platz direkt an Meer liess sich problemlos finden. Und so genoss ich eine weiteres Bad im weiterhin nicht erfrischenden Meer. Temperatur geschätzt weiterhin eher knapp unter 30 Grad.

Marina di Grosseto in der Bagni-Zone

Da ich noch keinen Sonnenschirm hatte und die Sonne trotz leichter Bewölkung gnadenlos brannte, ging ich aber bald zurück und machte mich bereit für ein Abendessen in Marina di Grosseto. Es war knapp halb acht und ich war früh dran, denn zahlreiche Italiener kamen mir erst vom Strand entgegen. Ich entschied mich aber schnell für ein kleines Restaurant und genoss das gute Essen und den guten Wein. Und das ganze zu günstigen Preisen – alles zusammen inklusive Cafe kostete nur etwa 18 Euro.

Danach schlenderte ich noch durch die Gassen und ging dann im Dunkeln wieder durch den Pinienwald zurück. Das nächste mal würde ich die Taschenlampe mitnehmen und nicht mehr beinahe von Italienern auf Fahrrädern ohne Licht überfahren werden.

Am nächsten Tag wollte ich den knapp 60 Minuten per Bus entfernten Maremma Naturpark zu Fuss erkunden. Allerdings waren zahlreiche Routen in Sommer nur mit Guide zugänglich (früh am Morgen oder spät am Abend), so dass mir nur eine eher (und vermeintlich) kurze Route blieb. Und rückblickend unter Berücksichtigung des Schweiss-Verbrauches war das kein falscher Ansatz. Eine weitere kurze Busreise später war ich am Anfang des Trails (wo ich kurz das Handy verloren hatte) und ging los.

Begleitet vom (fast schon ohrenbetäubenden) Lärm der Zykaden marschierte ich zuerst durch den Pinienwald, bevor der Weg langsam einen Hügel hinauf anstieg. Zum Glück war man schnell oben, dann ging es meist an der prallen Sonne eher flach weiter (die Dame am Parkeingang hatte mich gewarnt und auf genügend Wasser sprich etwa 2l Wasser Vorrat verwiesen). Bis dahin hatte ich keine Menschenseele gesehen, dann aber begann ich andere Leute zu treffen, die körperliche Aktivität bei gut 30 Grad im Schatten ebenso schätzten wie ich: eine 5-köpfige deutsche Familie mit erschöpft aussehenden kleinen Kindern, und eine italienische Kleingruppen. Und so erreichte ich etwas später den Torte de Castelmarino, wo ein herrlicher Wind wehte und von wo aus man die ganze Küste überblicken konnte. Herrlich!

Den zweiten Torre (Collelungo) und kurz darauf den Strand hatte ich nach insgesamt 2h erreicht. Und da es einige Wellen gab, war sogar die Wassertemperatur ausnahmsweise angenehm und beinahe etwas erfrischend.

Der Strand war wild und überall lag Schwemmholz herum. Die Besucher nutzten dies meist für Zeltkonstruktionen um etwas Schatten zu haben. Ich genoss etwas Sonne, bevor ich mich den Strand entlang auf den 30-minütigen Rückweg zur Bus Station machte. Entlang zahlreicher Nudisten und je näher ich dem Hauptstrand kam, zahlreichen Tagestouristen.

Mein Wasservorrat von knapp 2 Litern Wasser zwischenzeitlich fast aufgebraucht, es gab aber eine Refill-Station (0.75 Euro für 1 Liter) und ich genoss zudem ein kühles Limonen Getränk. Mit knappem Handy Empfang stellte ich fest, dass der Heimweg mit dem Bus beinahe 2 1/2h dauern würde, mit 2x umsteigen und warten. Schweiss lass nach, aber naja. Was blieb mir anderes übrig?

Aber das Glück war mir hold: Beim Anstehen für den Bus hörte ich plötzlich hinter mir bekannte Töne, ein Schweizer Pärchen war unterwegs zum Park-Infocenter in Alberese wo sie ihr Auto abgestellt hatten. Sie wohnten in einem B&B etwas hinter Grosseto, das seinen Vater gehörte. Und langer Rede kurzer Sinn: sie nahmen mich mit bis Grosseto, was mir mindestens 45 Minuten Reisezeit einsparte. Ich war ihnen dafür wirklich dankbar! Und so kam es, dass ich bereits gegen 18h verschwitzt auf dem Camping ankam und gleich eine Flasche Wasser kaufte und viel trank. Und mir dann einen Aperol gönnte der gleich noch mit Chips und Nüssen kam. Was zu einem zweiten Aperol führte, nun in der deutlichen verbesserten «Freund-der-Barmaid-Ausführung» (mit viel weniger Eis, aber dafür viel mehr Inhalt 8-).

Das brachte mich in Planungsstimmung und so buchte ich gleich Hotel, Hostels bis und mit die ersten Tage in Sizilien. Und zumindest einen Teil der Züge. Eine kleine Last weniger auf meinen Schultern! Denn mich täglich mit Unterkunftsplanung beschäftigen war nichts, was zu meinen Prioritäten gehörte.

Kurz vor Ladenschluss kaufte ich mir dann mein Znacht zusammen: Oliven, Dörrtomaten, Rohschinken, Käse und Brot als Apero und Thon sowie Mais für eine Salat Hauptspeise. Und kühles Bier. Und war danach so satt dass ich mich am liebsten gleich hingelegt hätte – ich zollte wohl der Hitze des Tages Rechnung. Aber einerseits war es noch viel zu warm und andererseits hatte noch nicht mal die Minidisco geschweige denn die abschliessende Kinderdisco (bis ca 23h) begonnen… So verbrachte ich den Abend also noch lesend und legte mich dann gegen 23h ins Zelt. Wo ich nach kurzem Schweissausbruch rasch einschlief.

… und erst nach 8h wieder aufwachte. Es blieb gerade genügend Zeit um gemütlich aufzustehen und dann die 15 Minuten zum Bus nach Grosseto zu gehen. Ich wollte mir heute den grossen Wochenmarkt und natürlich die Stadt anschauen. Also nahm ich wieder denselben Bus und liess mich als einzigen Passagier in der Altstadt aussetzen.

Der Markt war riesig, unendliche Gassen mit Ständen mit Sommerkleidern für Damen, mit Wühltischen von Bikini bis Unterwäsche ab 1 Euro und alles was sonst mich irgendwie aus Stoff war. Mit zwischendurch mal einem Exotenstand mit Schmuck oder Parfum. Und ein wenig Lebensmittel. Das wäre ein Traum für die Mädels zu Hause… Kann mir vorstellen, dass wir Anouk hier nicht mehr so schnell weg brächten.

Der Markt war ausserhalb der sehr gut erhaltenen Stadtmauer der Innenstadt in etwa zwischen Porta Corsica und Porta Vecchia. Mein dringend benötigtes Duschtuch hatte ich schnell gefunden und erstanden und so schlenderte ich noch eine Weile durch den Markt bevor es in die Innenstadt ging. Dort genoss ich einen Cappuccino und eine Brioche als Frühstück und kann mir bis heute noch nicht erklären, weshalb der Preis dort so hoch war.. normalerweise wären das 1.50 für den Cappuccino und 1 Euro für das Gebäck. Hier waren es 4.5 Euro für den Cappuccino und 2 Euro für das Gebäck. Aber mein Nachfragen fruchtete nicht, das sei der Preis. Der teuerste Kaffee in ganz Italien? Oder einfach eine riesen Verarschung? Egal, ich wollte mir den Tag dadurch definitiv nicht verderben lassen.

Ich schlenderte noch eine Weile durch die Stadt, las ein paar Seiten im Schatten eines grossen Baumes in einem Park und machte mich dann auf zum Bus, als es Zeit war. Sonnencreme hatte ich unterdessen erstanden, aber noch immer keinen Sonnenschirm. Es war wie verhext, aber ich konnte in Zentrumsnähe kein Geschäft finden, das solche verkaufte.

Nach einem gemütlichen Nachmittag mit Wäsche waschen von Hand und lesen ging ich gegen 17h an den Strand und genoss die angenehme Temperatur als die Sonne sich langsam dem Horizont entgehen senkte. So lässt sich Strandleben geniessen!

Den Abend verbrachte ich diesmal eher in der späten Schicht nochmals in Marina di Grosseto. Und wieder war ich überrascht zu sehen, wie anders getimed das Leben hier doch abläuft: kurz nach 23h waren die Gassen noch voll, kleine Kinder sprangen in Scharen umher und Familien plauderten auf den Strassen. Vom schlafen gehen war nicht viel zu sehen.

Nun sitze ich im FrecciaRossa, dem highspeed Zug in Richtung Neapel und Salerno. Die Reise dauert ab Rom gerade mal 2 Stunden. Das sind knapp 270km oder gegen 3h mit dem Auto ohne viel Verkehr. Bin gespannt was mich da erwartet. Sicher Feragosto!

(Luftlinie) nach Palermo / Sizilien: Nur noch 669 km.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert