Ein Tag im Basodino Gebiet

Um 5h wachte ich kurz auf und schaute aus dem Fenster unseres 8er Schlages, wo ich mit Joel, meinem Tischnachbarn vom vergangenen Abend drin war. Es sah freundlicher aus als am Tag zuvor aber gleichzeitig nicht nach Hammer Sonnenaufgang, also schlief ich noch weiter bis kurz vor 7h und war dann überraschenderweise der allererste beim Frühstück.

Es wurden alle möglichen Routen besprochen, ich wollte wie Andi, der ex-Stauffner ins Tessin. Die NW und Joel wollten ins Wallis und je über eine blaue Route.

Mein Plan war die Gondel runter nach San Carlo um 10.30h zu erreichen und danach von dort zur Piano delle Creste Hütte hochzulaufen und dort in der Gegend im Zelt übernachten. Eine Prüfung auf einem Handy mit Swisscom Empfang (Sunrise hatte keinen) ergab allerdings, dass auch hier in der Nacht die Temperatur auf gegen 0 Grad fiel. Im Schlafsack kein Problem.. aber der Abend? Und als ich mir dann etwas späterden Basodino Gletscher anschaute, formte sich ein neuer Plan: Den Tag im Basodinogebiet verbringen, die Nacht entweder in der gleichnamigen Hütte oder irgendwo weiter südlich in Tal.

Als ich an der Hütte vorbeikam begrüsste mich bereits Roberto. Ich fragte ob es Platz habe und er bejahte. Um im gleichen Atemzug zu ergänzen, dass HP eine Aperoplatte um 17h beinhaltet und dass er alle Pasta selber mache. Kurz darauf kannte ich auch seinen Lebenslauf. Er war mir gleich sympathisch und der Entscheid war gefällt, ich wollte bleiben.

Nach einem italienischen Espresso packte ich aus und um, um ausnahmsweise mit einem leichten Rucksack hochgehen zu können. Was für ein Gefühl 😉

In wenigen Minuten war ich beim Stausee Lago del Zött. Dort begann der Sentiero Glaciero, den ich machen wollte. Und von da an begann der Weg anzusteigen. Zuerst sehr steil, dann nur noch kontinuierlich steil. Es galt insgesamt etwa 500 Höhenmeter zu überwinden, gut 1h. Allerdings wurde ich aufgehalten weil ich 2, 3 Male den Weg verlor und dann einige Zeit mit 2 Steinböcken verbrachte die knapp 20m von mir ästen und mein Anschleichen nicht bemerkten. Dann ging es in einem sehr erfrischenden Windzug (Chill Faktor knapp vor Handschuhen) hoch bis zum Pizo Pecora auf 2315m und dann noch etwas weiter bis auf etwa 2400m und gute 200-300m unterhalb des Basodino Gletschers.

Dann begann die Querung auf dem abgeschliffenen Gletscher Schild (sagt man Schild? Hmm, keine Ahnung). Der Weg war sehr speziell, es galt viele kleine Bäche zu überqueren, die dem Gletscher entsprangen. Der ganze abgeschliffene Fels war ein immer noch leicht zerklüftetes Feld mit viel Wasser. Und es ging nicht lange, da sah ich die nächsten beiden Steinböcke. Ich versuche etwas näher zu gehen und legte mich wieder flach auf den Boden. Die gingen dann nur etwa 10m weit vom mir vorbei. Faszinierend! Etwa 100m weiter sah ich dann noch einen einzelnen und dann eine Gruppe von 5 Steinböcken. Wow, so viele Steinböcke hatte ich vorher noch gar nie gesehen.

Als ich das Schild passiert hatte, ging es steil runter in eine saftig grüne Ebene mit zahlreichen Bächen. Der Wind hatte mit Erreichen des Gletscherschildes aufgehört und nun war mir richtig warm. Die Sonne drückte auch laufend durch und es wurde beinahe richtig schön. Schön war auf jeden Fall die Landschaft auch auf dem Weg herunter. Ich hielt Ausschau nach kleinen Kristallen und dann kurz bevor es steil nach Robiei zum Stausee runter ging, passierte es: Mein Fuss knickte ein und nach 9 Tagen Gehen fehlte irgendwie die Muskulatur, um das Gewicht auf den linken Fuss noch aufzufangen. Die letzten beiden Male hatte das noch geklappt. Dieses mal nicht. Autsch, ich knickte voll um. Und spürte meinen Fuss anschwellen. Also nutzte ich gleich die Gelegenheit und rastete an einem Bach und Schock-kühlte den Fuss herunter. Der Himmel war nun mehrheitlich blau, die Sonne schien und so konnte ich die Schmerzen bald vergessen. Als ich dann etwas später weiter ging, fühlte es sich gekühlt OK an, ich blieb allerdings die letzte halbe Stunde bei jedem Schritt sehr vorsichtig. Und Stöcke sei dank konnte ich auch das Gewicht auf dem linken Fuss etwas reduzieren.

Angekommen bei der Hütte gab’s dann ein Bier und ich wartete auf den Apero. Das dauerte zwar etwas länger (18h) als angekündigt (17h), aber was dann kam war schlichtweg sensationell. Siehe Bild. Und da laufend noch neue Leute hinzukamen, kam laufend Nachschub.

Roberto’s «kleine» Apero Platte

Vor dem Essen freundete ich mich mit den meisten Gästen an, ass aber nachher zusammen mit einer Zürcher WG resp 3 Personen. Es gab Risotto mit Wild. Auch wenn eigentlich nach der Apero Platte niemand mehr so richtig Hunger hatte. Aber es wurde wieder ein sehr lustiger Abend.

(Luftlinie) nach Palermo / Sizilien: immer noch 1124 km.

One Comment:

  1. A propos Steinböcke: Man muss sich ihnen nicht nach Indianer Art nähern. Einfach langsam näher kommen. Wenn ihnen unangenehm ist, geben sie ein zischendes Geräusch von sich. Ziehen sich etwas zurück, rennen aber nicht weg.

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