Die Südküste – Agrigento und die Scala dei Turchi

Einer der bekannteren Touristen Magnete an der Südküste ist die Scala dei Turchi, ein Küstenabschnitt der durch weisse Kalkfelswände geprägt ist, welche abgestuft gut 50m ins Meer hinunter gehen und eben eine Scala oder Treppe bilden. Zum Namen Turchi gibt es zwei Theorien: (1) Der Name geht auf sarazenische Piraten zurück, die im Volksmund „Türken“ genannt wurden. (2) Alternativ geht der Name auf eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Struktur in Pamukkale im der Türkei zurück.

Eigentlich hatte ich für die beiden Agrigento Tage eine Vespa mieten wollen, aber das hat sich als Ding der Unmöglichkeit herausgestellt. Und nein, ausnahmsweise war es nicht der Touristenandrang, das war hier wohl einerseits nicht üblich plus hinzu kam das Wochende und ab Samstag 13h hatten alle Geschäfte, wo man vielleicht etwas bekommen hätte, für das ganze Wochenende geschlossen. Deshalb am Vortag ja auch der Fussmarsch zu den Ruinen und zurück.

Und da heute Sonntag war, fuhr auch nur ein Bus am Nachmittag um 15h zumindest in die Nähe des Strandes und der Scala. Suboptimal. Also entschied ich mich für Plan B und nahm den ersten Temple Tour Touristenbus um 9.30h. Der war mit 15 Euro sicher etwas teurere als der klassische Bus (zwischen 1.30 und 2.90 EUR hier im der Gegend pro Fahrt) aber dafür sehr praktisch. Die Hauptstopps waren die Ruinen, der kleine Ort San Carlo am Meer und eben die Scala dei Turchi. Hop on, hop off, dh. man konnte den ganzen Tag ein- und aussteigen und hatte während der Fahrt sogar Audio Unterhaltung in I, E, D, F. Durchaus interessant.

Ausgerüstet mit dem Sonnenschirm sowie Wasser und einer Art Panini fuhr ich also bis zur Scala. Diese war dann irgendwie typisch italienisch wieder nicht so wie vermarktet. In der Werbung sieht man Leute auf der Scala herumlaufen, in der Realität heute bewachen zwei Damen den Strandabschnitt und schauen dass niemand auf die Kalkfelsen kommt. Mag ja durchaus sinnvoll sein aber so reduziert sich der Besuch auf ein Foto und die meisten Leute suchten sich danach einen sandigen Abschnitt neben der Scala und genossen den Strand. Ich auch. Wobei mir die Sand/Steinanker die ich fürs Zelten in den Bergen gebraucht hatte wieder sehr nützlich waren. Denn mein Schirm war Modell «günstiges Leichtgewicht» und ohne Verankerung im Sand wäre er innert Kürze davon geflogen. Wie es einige Schirme gab, die das taten, vor allem ab Mitte Nachmittag. Zeit zu gehen also.

Nach einem kühlen Drink hoppte ich in den Bus und genoss die Fahrt zurück. Und wieder mal ein Gelato rundete den eher faulen Tag ab.

Die Stadt Agrigento hat durchaus ihren Charme, wenn man die Altstadt mal erreicht hat. Der erste Eindruck nach der Ankunft war eher übel. Vom Bahnhof aus musste ich kurz entlang einer Strasse an der prallen Sonne gehen, bevor ich dann über steile, dreckige Gassen den Hang hoch ging. War das alles? Nein, eine kurze Treppe oberhalb meines Hostels begann der schöne Teil von Agrigent, der vor allem auch am Abend mit entsprechender Beleuchtung schön zur Geltung kam.

Allerdings gestaltete sich Essen am Samstag Abend wieder einmal richtig schwierig.. ohne Reservation fand ich keinen Platz in einem Restaurant. Es war alles voll, die Italiener zelebrierten (wohl) den letzten Tag der Sommerferien bevor am Montag die Schule wieder beginnen würde und die meisten nach 1-4 Wochen Ferien wieder arbeiten würden. Selbst nach Mitternacht waren die Strassen noch dicht bevölkert. Vielleicht war es aber auch das letzte Aufbäumen bevor am Montag in ganz Sizilien der Covid Status von weiss (neutral) auf Giallo (gelb) erhöht würde, was neben diversen Besammlungseinschränkungen auch eine Maskenpflicht draussen mit sich bringt. Bei weiterhin 30 Grad. Juhui. Aber immerhin nur in der letzten meiner Ferienwochen. A propos.. auch in Frankreich mit der Familie hatten wir wohl Glück gehabt. Nach unsere Rückkehr wurde die Schraube wohl recht angezogen, so erzählten es mir Franzosen Aber egal: ich fand schliesslich um ca 22.30 ein Restaurant, das mir einen Platz gab, allerdings nur drinnen. Draussen war alles voll. Den nahm ich unterdessen hungrig gerne und so kam ich zum ersten Indoor Essen dieser Italien Reise.

Als ich etwas nach Mitternacht ins Hostel kam, war das Zimmer bis auf einen Australier leer. Alle 10 anderen Gäste waren ausgeflogen. Inklusive dem 60 jährigen Schach Grossmeister aus Deutschland der hier an einem Turnier teilnahm und dessen Hotel Reservation nicht geklappt hatte. Also war er nun hier und bereitete sich am Abend jeweils im ruhigen Aufenthaltsraum auf die nächsten Gegner vor. Er erzählte mir auch einiges über die Schachszene und wie Computer seit längerem dominieren. Die Technik schlägt heute den Weltmeister offenbar locker und so gibt es Metallscanner, damit niemand betrügen kann. Um 1.30h gab ich auf und legte mich schlafen. Ausser dem Australier war noch niemand im Bett… Am Morgen waren dann aber alle wieder da.

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