Der Ätna: Tanz auf dem Vulkan

Seit vielen Jahren faszinieren mich Vulkane noch mehr als «normale» Berge und so war der Besuch des Ätnas nicht nur eine hohe Priorität in Catania sondern auch ein Highlight für mich generell.

Auf dem höchsten aktuell besuchbaren Punkt vor den immer rauchenden Kratern

Bereits Tage vor der Ankunft in Catania nahm ich Kontakt zu verschiedenen Agenturen auf, um Möglichkeiten für Touren zu klären. Allerdings war es dann im Zug nach Catania wo ich mich entschied am Folgetag eine Sonnenuntergangstour zu buchen. Was man hat, das hat man. Gleichzeitig habe ich keine Tour im oberen Bereich des Ätnas gefunden, welche Abholung in Catania zu einem einigermassen vernünftigen Preis anbot. Allerdings hatte ich ein Angebot, dass wenn ich nach Linguaglossa am NE-Fuss des Berges kommen könne, dass sie mich von dort mitnehmen könnten. Hotels hätte ich zu günstigen Preisen rasch gefunden, aber wie dahin kommen ohne Auto. Google war wie so oft in Sizilien keine Hilfe, denn Google kannte keine Busse. Auch Omni, eine Bus-App konnte nicht helfen. Blieb also nur Auto mieten? Hmm. Irgendwie auch nicht optimal weil ich am Mittwoch ja bis spät unterwegs sein würde (Tour), die meisten Autos ab Flughafen vermietet wurden und nicht in der Stadt usw. Es war kompliziert. Bei einer längere Diskussion mit den Elefanti Leuten lernte ich dann, dass es die FCE, die Circumaetna Linie gibt, welche verschieden Orte anfährt. Wir wurden aber beide aus dem Fahrplan nicht schlau. Langer Rede kurzer Sinn, ich schaffte es am Ende viel schneller (1h direkt) nach Linguaglossa als erwartet (4h mit Umsteigen und Warten). Und nahm dann beim Weg zurück einen direkten Bus, den es offenbar auch gab.. wenn man die richtige Person fragte. Anyway..

Der erste Besuch des Ätnas erfolgte am Mittwoch aus Catania mit einem Bus am Nachmittag; für Sunset Tour. Dabei war auch Irman, der US Iraner, den ich am Abend bin der Tour erzählt hatte. Gemeinsam mit einem portugiesischen Pärchen und 3 Italienern und begleitet von Guide Giovanni fuhren wir bis auf 2000m hinauf. Unterwegs besuchten wir noch eine Lava Höhle, die vor Jahren beim Strassenbau entdeckt wurde. Wir gingen etwa 30m hinein, dann wurde es sehr eng. Giovanni erklärte gut, wie die Höhle entstanden ist und wie sie sich entwickelt, resp weswegen die Stalaktiten nicht wuchsen. Und auch auf der zweiten Tour besuchten wir eine kleine Höhle, einen sogenannten Kamin, wo Lava ausgetreten war, dann sich mit nachlassendem Druck absenkte und einen Hohlraum und 10m tiefer unten den Magmapropfen hinterliess.

Was dann folgte war ein Feuerwerk von Eindrücken und Informationen, welches dann zwei Tage später von Daniele, dem zweiten Guide fortgesetzt wurde. Der Ätna zeigte sich an beiden Tagen von recht freundlicher Seite. Aber mehr dazu später. Zuerst für wen es interessiert einige Angaben zum Ätna und zur Vulkanologie: Bis vor wenigen Monaten war der Nordostkrater mit 3326m der höchste Gipfel, die Aktivitäten der letzten Monaten haben nun aber dazu geführt, dass der Südostkrater bis auf 3357m wuchs und somit aktuell am höchsten ist. Kein Wunder ist der Ätna im Winter auch ein Skigebiet mit drei oder vier Liften und gut 10km Piste. Aber das Kinder-Förderband inmitten des Lavagesteins sieht schon seltsam aus.

Der letzte grosse Lava-Ausbruch fand 2002 statt, wo der beim Austritt ca 1100 Grad heisse Lavastrom erst 5km vor dem Ort wo ich übernachtete stoppte. Nach lokalem Glauben wie so oft in der Vergangenheit beschützt vom eigenen Schutzheiligen. 11 Tage lang floss damals Lava.

Das Lava des Ätnas hat ähnliche Konsistenz wie dasjenige des Stromboli, ist aber ganz anders als das viel heissere zB in Hawaii. Je heisser, desto schneller fliesst es. Und je schneller es abkühlt, desto rauer ist die Oberfläche weil die darin eingeschlossenen Gase rasch entweichen. Resp je langsamer dieser Prozess abläuft, desto glatter und härter ist das erkaltete Lava. Was am Ende auch wieder mit der Tiefe zu tun hat, woher das Lava stammt und mit dem Anteil an Gasen. Die unterschiedlichen Resultate sind aber vor Ort gut ersichtlich. Und dann liegt mich ganz viel kleines Lavageröll herum, das zum Beispiel für Schmuck verarbeitet wird. Der erhärtete Basalt wird seit tausenden von Jahren für den Haus- und Strassenbau verwendet. Catania oder Siracusa sind gute Zeugen davon.

Der wichtigste Punkt ist dann aber wie welche Art von Ausbrüchen überhaupt stattfinden. Das wären einmal die Explosionen welche in einem der vier obersten immer aktiven Krater stattfinden. Diese können praktisch nicht vorausgesagt werden, lösen aber keine Lavaflüsse aus. Den letzten hatte ich ganz knapp verpasst, er hatte am 29.8. stattgefunden. Lavaflüsse wie derjenige von 2002 entstehen immer als Folge von Erdbeben (wo man 3-5 Tage vorher seismologisch mindestens Indizien hat), bis heute am Ätna entlang einer oder mehreren vom drei Bruchlinien in verschiedenen Himmelsobjekten. Wir bewegten uns auf der Nordost Bruchlinie. Ein Erdbeben schwächt an diesen Stellen den Boden so dass das Magma einen Weg am die Oberfläche findet. Die so entstehenden Vulkane können explosiver oder effusiver Natur sein, befinden sich alle in der effektiven Bruchlinie (gut 1km lang für 2002). Aber nur effusive Krater produzieren Lava. Diese Krater sind typischerweise nur an drei Seiten geschlossen, nach unten öffnet sich und fliesst der Lavastrom. Während explosive Krater immer rundherum geschlossen sind. Gleichzeitig gilt dass am gleichen Ort kein zweites Mal ein Vulkan ausbrechen kann. Der erkaltete Magmapropfen ist zu stark.

Ein älterer explosiver Krater auf der NE Bruchlinie bitte dem Hintergrund der Hauptkrater

Entlang dieser Erklärungen und weiterer fanden dann sowohl der erste Besuch statt, wobei wir uns Krater eher älterer Entstehung auf der Südseite anschauten respektive und beim zweiten Besuch der bis zum aktuell höchsten erlaubten Punkt auf ca 2800m hinauf ging und dann vor allem auf die Landschaft und Entstehung des 2002 Ausbruchs einging. Ich fand es auf jeden Fall ab beiden Tagen faszinierend. Wobei der Sonnenuntergang-Ausflug noch mit einem Glas Wein und sizilianischen Spezialitäten abgerundet wurde.

Nachfolgend ein paar Beispiele für das erlebte.

Reste einer uralten Bruchlinie

Verschiedene Eindrücke der Landschaft:

Beispiele älterer Krater auf der Südseite

Der Sonnenuntergang und kurz vorher

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