Tama-News die 4. (22.9.2000)

Hallo zusammen

Ein Monat ist seit dem letzten Mail vergangen und noch immer sind wir in Malaysia. Hilfe, wir kommen nicht vom Fleck, wir Armen.

Von Kota Bharu sind wir mit dem Zug durch den Dschungel in Richtung Süden gefahren. Nach stundenlanger Fahrt im Tiefkühlfach des Eisenbahnwagens sind wir dann in Kuala Lumpur angekommen. KL – wie die Einheimischen die Stadt nennen – ist eine moderne, aber doch noch asiatisch-chaotische Stadt, die durch ihre modernen Hochhäuser, allen voran natürlich die beiden Petronas Tower sowie den KL-Tower (421 m) geprägt sind. Und wir können jetzt bestaetigen, dass die Sicht von oben sowohl am Tag wie auch in der Nacht atemberaubend ist. Und hier noch die Neuigkeit fuer Filmfreaks: Der Film Entrapment mit Sean Connory und Catherine Zeta-Jones spielt zwar in KL, die Aufnahmen am Fluss stammen jedoch aus Melakka. Tja, Computeranimation machts möglich.

Nach KL sind wir dann weiter wieder nordwärts in die Berge, in die Cameron Highlands. Dort haben wir einige erfrischend kühle Tage verbracht und unsere Kondition mit einigen steilen Treks (zu Beginn versehentlich gleich einen für die sehr fitten…) für kommende Herausforderungen trainiert.

Nach den Cameron Highs gings dann weiter wieder ins heisse Flachland, nach Melakka. Dort haben fast schon sinnlos viel Zeit mit Diskussionen über Leben, Tod und Glauben verbracht, denn die Stadt hat eigentlich nicht sehr viel zu bieten mit Ausnahme von einigen alt-holländischen Bauten und erfrischend kühlen Einkaufscentern mit eiskalten Kinos. Somit wären wir jetzt auch wieder auf aktuellen Kino-Stand. Oder habt Ihr Lt. Andanan (Malaz Production) etwa gesehen?

Von Melakka gings dann weiter in die Weltstadt Singapore. Dort haben wir in Little India in der Wohnung einer Chinesischen Familie Unterschlupf gefunden. Das zeigt, dass nicht nur Inder in Little India wohnen. 

 Am nächsten Tag haben wir uns dann aufgemacht, ein Paar Schweizer zu überraschen. Konkret: Mit Hilfe aus der Schweiz haben wir in Erfahrung gebracht, dass Tanjas Eltern und ein befreundetes Paar knapp 3 Tage in Singapore sind und so sind wir mit breitem Grinsen in Ihrem Hotel aufgetaucht. Nachdem sich die Überraschung (ohne Herzinfarkt beiderseits) gelegt hat, haben wir dann die Rolle als (nicht ganz billige) Fremdenführer übernommen. Diese Rolle umfasste die Organisation zahlreicher Besichtigungen: Die Insel Sentosa mit z.B. der Gondelfahrt zur Insel und der bekannten Unterwasserwelt, die Nacht-Safari und einige der bekannten Strasse und Viertel dieser ausserordentlich faszinierenden Stadt. Als Fremdenführer erhielten wir zahlreiche Vergünstigungen, für die wir uns hier nochmals herzlich bedanken möchten.

Nachdem wir uns dann auf schweizerdeutsch verabschiedet haben, sind wir am nächsten Morgen wieder in die Sandalen gestiegen, nach Malaysia zurückgekehrt und gleich von Jeher Bharu nach Borneo, genau gesagt nach Kota Kinabalu geflogen. Und – um es gleich vorwegzunehmen – wir haben entgegen Tanjas Vermutungen überlebt! In KK – wieder die gebräuchliche Abkürzung –  haben wir uns dann zuerst einen Beachtag im TAR-Nationalpark geleistet, bevor es dann weiter zum Kinabalu Nationalpark ging. Aufgrund des grossen Andrangs mussten wir dort einige Tage in wiederum angenehmer Kühle verbringen, bevor wir dann am 19. September endlich zum Basiscamp aufbrechen durften.

Morgens um 7.30 haben wir unseren privaten Führer kennengelernt (ca. 1.50 m hoch und 80 Jahre alt, nur noch 5 Zähne und spricht kein Wort Englisch). Der Aufstieg am Tag 1 beginnt bei ca. 1850 m u. Meer und führt durch verschiedene Vegetations- und Klimastufen bis zum Basislager auf ca. 3250 m hinauf. Nach harzigem Beginn, wo wir von 2 seltsamen Typen überholt wurden, haben wir uns gemeinsam mit anderen Wagemutigen Meter um Meter in die Höhe geschraubt. Nach ca. 3 Stunden und einem Schweissverlust von ca. 26 Litern waren wir dann mit unserer Kondition am Ende. Anhand der Gestik unseres immer noch lächelnden, schweisslosen Führers, haben wir erkannt, dass es noch 1 Stunde dauert, bis wir Laban Rata, unsere Nacht-Bleibe, erreichen werden. Also hiess es auf das Zahnfleisch beissen und Schritt um Schritt weiter durch den Nebel in die Höhe kämpfen. Gegen Mittag hatten wir dann das Ziel (Laban Rata) vor Augen und konnten bald beruhigt, teilweise erholt und gestärkt dem Nachtaufstieg zum Mt. Kinabalu entgegenblicken.

In der Nacht wurden wir um 02.00 Uhr unsanft geweckt, da 90% der Gäste aufstanden um alsbald auf (und teilweise später zusammen-) zubrechen. Für uns ging es nach einer Scheibe Toast um 3.30 Uhr los. Gewappnet mit Faserpelz, Cortex-Jacke, Handschuhen und Stirnlampe gingen wir in die Kälte (ca. 2 Grad), um nach einigen hundert Meter (breit und hoch) festzustellen, dass auch in der Arktis geschwitzt werden kann. Trotzdem zogen wir uns im Schein des fast vollen Mondes an zahlreichen vorhandenen Seilen in die Höhe und knapp vor 6.00 Uhr erreichten wir mit leichten Kopfschmerzen und Schwindelgefühl den Gipfel des 4095.2 m hohen Mt. Kinabalus. Der Sonnenaufgang erfolgte kurze Zeit später uns ermöglichte ein Blick weit über die Täler und Hügel von Borneo. Nach einer Stärkung in Form eines Mars, resp. Snickers gings es dann bald wieder hinunter in die Tiefe. Wir konnten nun bei Sonnenschein kaum glauben, dass wir uns diese steilen Klippen hinaufgezogen, geschleppt, gekeucht, gekämpft haben, doch der Abstieg erwies sich als ebenso mörderisch.

Gegen 8 Uhr erreichten wir wiederum Laban Rata, wo wir uns für kurze Zeit bereits erschöpft aufs Bett legten. Um 9 Uhr gings dann wieder mit Vollpackung los, ein Abstieg über weitere 1400 m lag vor uns und v.a. unseren Knien. Während Tanja dies einigermassen gut bewerkstelligte, verging bei Marcos Knien schon nach kurzer Zeit Hören und Sehen und jeder Schritt wurde zu einem beinahe unkalkuliertem Risiko – sacken die Beine zusammen oder halten sie noch durch. Anmerkung Tanja: Habe Marco noch nie so jammern hören, er hat im letzten Abschnitt darum gebeten, kriechen zu dürfen. Habe ich im Angesichts des Bergsteigerrufs unserer Schweizer Nation jedoch verweigert!

Doch irgendwie haben wir es dann doch hinunter geschafft und nach einer kurzen Suppen-Stärkung gings dann weiter per Bus nach Sepilok, dem ReHa-Center für Orang-Utans. Und wie wenn wir nicht schon genug gelaufen wären… der Bus hat uns in tiefster Dunkelheit an einer Kreuzung ausgesetzt und so mussten wir uns wiederum mit unserem Stirnlampen noch knapp 2 km bis zu unserem Gasthaus schleppen wo wir dann endlich, völlig erschöpft in einen tiefen Schlaf fielen. Doch die Schmerzen kamen am nächsten Tag in Form – wie wäre es auch anders zu erwarten gewesen – von animalischem Muskelkater (trotz Stretching).

Trotzdem kämpften wir uns am nächsten Tag Schritt für Schritt ins Orang-Utang Center, wo wir am Vor- und am Nachmittag an der Fütterung der ausgewilderten, ausserordentlich menschlich wirkenden (96% der Gene wie beim Menschen), faszinierenden Tiere teilnehmen konnten (Gruss an Maja, erweckte wirklich Muttergefuehle!).

Und nun sind wir in Sandakan, an der Küste von Malaysisch-Borneo und bereiten uns geistig auf unseren Trip zu den Affen, Elefanten, Krokodilen usw. in den Dschungel vor. Dann geht’s weiter nach Indonesien. Aber mehr dazu in der nächsten Ausgabe der tama-News.

Liebe Gruesse aus der Ferne, tama

PS: die Schweiz hat – Stand heute morgen – 1 Gold, 3 Silber und 1 Bronce-Medaille. Kann uns jemand mitteilen, wir wir zu dieser Ehre gekommen sind (wer, Disziplin etc.)?

PPS: wann kommt Dino-News 2?

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