Auf dem Tagesprogramm stand die Fahrt ins Dadestal, nochmals gut 3 Stunden, weiterhin in Richtung Südosten. Doch zuerst wollten wir Ouarzazate noch die Taourirt Kasbah besuchen, die Hauptattraktion der Stadt. Dabei handelt es sich um eine Festung aus dem 19. Jahrhundert mit ungefähr 300 verschiedenen Räumen, zahlreichen Riads und traditionellen Häusern. Teile davon wurden komplett restauriert, obwohl an einigen Orten auch noch Schäden vom grossen Erdbeben vor einiger Zeit zu sehen waren. Auf einen Guide verzichteten wir, da die Mädels die Augen verdrehten, als der Guide die Tour auf ca 45 Minuten veranschlagte. Also machten wir uns alleine auf, durch die Räume zu schlendern und nutzten das Internet um wenigstens ein paar Basis-Informationen zu erhalten. Insgesamt schöne Anlage, aber wie es Tanja ausdrückte: Es fehlt etwas an Geschick, das schön zu verpacken und insofern besser zu vermarkten. Die Räume waren bis auf eine zentrale Bilder-Ausstellung alle leer. Was alles etwas karg aussehen liess. Tja.
Danach ging die Fahrt weiter. In Skoura diskutierten wir noch ein Weile, ob wir den Palmengarten besuchten sollten, aber da der wieder gut 15 Minuten von der Hauptstrasse weg lag (=30 Min hin und zurück), verzichteten wir darauf und fuhren durch bis Ait Ouglif, das bereits im Dadestal lag. Dort schauten wir uns zuerst vom Aussichtspunkt aus die sogenannten Affen-Finger Felsen an (Monkey Fingers) bevor es dann Zeit für hungrige Mägen war.
Das zuerst anvisierte Restaurant war geschlossen, auf jeden Fall meinte jemand in gebrochenem Französisch, dass das Festival vorbei sei. Meinte er wohl die Saison? Egal. Etwas weiter fanden wir ein kleines hübsches Restaurant mit grossartiger Aussicht, wo 2 Personen am Essen waren. Es bestand Hoffung. Ein junger Mann der offenbar nur wenig Französisch sprach zeigte uns die Karte und wir beschlossen zu bleiben und bestellten auch gleich. Dann begannen wir mit Kartenspielen und merkten aber nach einer ganzen Weile, dass wir nichts mehr vom jungen Mann gesehen oder gehört hatten.. geschweige denn Getränke oder Essen erhalten hatten. Nach 45 Minuten fingen die Witze an, Anouk brachte den besten: Sie meinte, die beiden anderen Gäste, die so um die 50 Jahre alt waren, wären wohl Teenager gewesen, als sie bestellt hatten. Der Running Gag war aber dass wir wohl was bestellt hatten, das sie sich zuerst liefern lassen mussten.. nach 60 Minuten wurde Tanja dann sehr unruhig.. auch wenn wir kurz vorher nach Nachfrage das bestellte Wasser erhalten hatten. Aber irgendwann.. wer zählt schon die Stunden.. kamen dann zuerst Teller, dann die Bananen-Shakes und anschliessend das Essen. Zwischenzeitlich war wohl die Köchin überhaupt erst wieder nach Hause gekommen.
Marco hatte wie üblich keinen Mittags-Hunger und schaute zu, wie zuerst 2 grossen Linsen mit Eier Portionen aufgefahren wurden und dann eine riesige Portion Couscous mit Gemüse. Familienportion lässt grüssen. Also mischte er beim Essen dann doch mit, so dass am Ende nur etwa die Hälfte des Couccous Tellers noch voll war. Aber insgesamt ein feines Essen, auch wenn die Wartezeit etwas sehr lange war.

Dann ging die Fahrt weiter ins Dadestal hinein, vorbei am künftigen Hotel und immer höher hinauf. Der oberste Punkt liegt auf knapp 2000m und offenbart die berühmte Sicht auf die eng-kurvige und steile Strasse hinauf. Sieht cool aus.. allerdings, haben wir natürlich auch in der Schweiz, zB mit dem Splügenpass mit 40 solchen Kurven. Wir fuhren danach noch etwas weiter bis die Schlucht ihren engsten Punkt hatte, der aber auch eher weniger eng war als erwartet. Interessant war auch, dass überall Schlamm auf der Strasse lag. Etwas später erfuhren wir dann, dass es vor kurzem in den Bergen geregnet hatte, was auch der Grund war, dass das Wasser des Flusses braunrot gefärbt war.
Etwas später kamen wir im Hotel Dar Ahlam Dades an und wurden wir üblich sehr herzlich und mit Tee empfangen. Das Hotel war unscheinbar von der Strasse, war innen aber ein wunderbar ausgebautes, verwinkeltes Hotel mit schönen Terrassen, wunderschönen Sitzecken und einem Pool, dessen Temperatur knapp über dem Gefrierpunkt lag. Anouk und Marco gingen trotzdem rein.. Nadelstiche inklusive. Sobald man aber raus an die weiterhin heisse Sonne ging, war es einem sofort wieder warm.

Im Gegensatz zu den anderen Tagen beschlossen wir hier im Hotel zu essen. Es gab ein Einheitsmenu entweder mit oder ohne Fleisch, bestehend aus Marokkanischem Salat, einer Suppe, Reis mit Gemüse und je nachdem Poulet und einem Dessert. Mal schauen, es klang wenigstens für alle ok.
Vor dem Abendessen gingen Tanja, Marco und Anouk noch auf eine Mini-Erkundungstour der Oase. Ein kleiner Spaziergang entlang des Flusses und der abgeernteten Maisfelder und unter den zahlreichen Bäumen. Und Marco hängte noch eine kleinen Spaziergang bis oberhalb des Dorfes an.
Dann gings nach kurzer Erfrischung zum Essen. Wir hatten bei Ankunft auch gedacht, dass wir vielleicht die einzigen wären.. aber weit gefehlt: Unterdessen waren zahlreiche Autos mit v.a. Privatfahrern und insofern Kleinreisegruppen angekommen. Die Terrasse, auf welcher alle wegen Tanja trotz kühlen Temperaturen sitzen mussten war im Verlauf des Abends bis auf den letzten Platz gefüllt, sehr international: Spanier, Franzosen, 3 Asiatinnen, 2 Inderinnen, 3 Amerikaner, usw. Und warum wegen Tanja? Der Chef meinte, vermutlich gäbe es innen essen, weil es doch etwas kühl werden könne.. worauf Tanja meinte, sie wollte unbedingt draussen essen. Also verlegte er sich auf essen für alle draussen. Aber es gab im Hotelzimmer sogar Jacken für diesen Fall..
Und das wars dann von diesem Tag. Ach ja, das essen war wieder sehr lecker und wie wir am kommenden Tag erfuhren, kostete es nur 100 MAD pro Person, knapp 10 EUR.
Bonus: Jeden Tag aufs Neue werden wir mit Tee begrüsst, verabschiedet etc. Während Tanja und Marco diesen lecker finden, Anouk sich langsam daran gewöhnt hat, kann Lena nichts damit anfangen. Wir haben ihr aber gesagt, es sei unfreundlichen diesen abzulehnen, also trinkt sie jeweils mit «Innbrunst» einen Schluck, bevor sie das Glas an Fätsch weiterreicht 😉
